BIOGRAPHIE

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Kay Sokolowsky klopft Michael Moore auf die Schulter

Who the hell is Kay Sokolowsky? - tja. Er "lebt und arbeitet als Schriftsteller und Journalist" in Hamburg und wird durch die Agentur Aenne Glienke vertreten. Mehr ist dem Buch Michael Moore - Filmemacher, Volksheld, Staatsfeind in dieser Hinsicht nicht zu entnehmen. Kay Sokolowsky hat Moore nie getroffen, dafür mindestens zwei seiner Bücher im Original gelesen. Er weiß, dass Mr. Moore partiell von "Minderwertigkeitsgefühlen" getrieben wird, weil er Autodiodakt ist, dass "Moral im Kampf gegen den Kapitalismus nichts verloren" hat, dass Hermann Peter Piwitt ein "großer Dichter" ist und dass man Bücher notfalls mit der heissen Nadel nähen kann.
Abgesehen davon ist das Buch gar nicht mal übel. Es fasst zusammen, was an biographischem Material über Moore bereits bekannt war, analysiert Methoden ("Moore bringt die Dinge nicht auf den Punkt, aber auf die Pointe"), Psyche, Moores "dumme Ideologie" (Sokolowsky). Und es setzt sich mit den Moore-Kritikern auseinander. Vor allem in deutschen Zeitungen scheinen die sich vorwiegend an Kleidung und Gewicht des Amerikaners zu stören.
Obwohl Sokolowsky Moore für einen "Erzliberalen" hält, einen, der das System kritisiert, aber nicht abschaffen will, mag er ihn. Er schätzt seinen Mut, sein Temperament, die Selbstironie. Weshalb das Buch über den begnadeten Agitator, Selbstinszenierer und Klassenclown Moore ein tendenziell freundliches geworden ist. Herr Moore, meint Herr Sokolowsky, mag seine Fehler haben (er ist kein Proletarier, er ist egoman, er manipuliert Fakten). Aber seine Filme, Bücher und TV-Shows machen Spaß und klären auf.
Das kann man von Herrn Sokolowsky so nicht sagen. Er schreibt ein gespreiztes, witzloses Deutsch: "Einer, zu dessen Arbeit wirklich jedem etwas einfällt, ist sicherlich das Gegenteil von unwichtig"; "Diese Fragen stellen sich auch angesichts der 19 Monate im Leben des Michael Moore, die ihn zur übelsten Plage von George Bush machten." ; "Als Spätzünder und Bumfiedel probiert (Moore) aus, was die Gelegenheit ihm bietet" - so sind schon ganze Bücher entstanden.
Erich Sauer
Kay Sokolowsky: Michael Moore. Filmemacher. Volksheld. Staatsfeind. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2005, 199 S., 15,- ISBN: 3894582383