SCIENCE FICTION

Nazis im Weltraum

Charles Stross schreibt seine Space Opera weiter

Ein Planet verschwindet - Folge eines Angriffs? Oder haben die Bewohner mit Waffen experimentiert und sich aus Versehen selbst weggeblasen? Es könnte aber auch die seltsame Entität Eschaton gewesen sein, die bereits im Band Singularität aufgetaucht ist und streng darüber macht, dass die Menschheit keine verbotenen Zeitreisen unternimmt oder überhaupt etwas tut, was die "Kausalität" des Universums verletzten würde.
Eine etwas nölige Punk-Göre, ein Agenten-Ehepaar, ein versoffener Space-Reporter und Schiffsclown versuchen, das Geheimnis zu ergründen und eine Katastrophe aufzuhalten. Denn der zerstörte Planet besaß eine Zweitschlags-Flotte von Kriegsschiffen, die nun auf dem Weg ist, zur Vergeltung einen anderen Planeten zu zerstören. Und diese Flotte kann nur durch einen bestimmten Code zurückgerufen werden...
Supernova (im Original: Iron Sunrise) besitzt nicht die irrwitzige Fantasie seines Vorgängers, ist aber unterhaltender, witziger und spannender als die meisten anderen Romane des Genres. Stross verbindet abgedrehte SF-Ideen (sich selbst schneidernde Kleider, Luxus-Yachten im All, E-Mail per Augenimplantat) mit einer ironischen, handfesten Agenten-Story. Die ist auch insofern drollig ausgedacht, weil eine der beteiligten Parteien "Die Übermenschen" sind, Bewohner eines ziemlich durchgeknallten Planeten, wo die Leute Hoechst, Todt oder Bayreuth heissen, immer blond und humorlos sind und sich auch ansonsten wie Nazis durchs Universum pöbeln. Wie denen der Hintern versohlt wird und warum ein meist schlecht gelauntes Punk-Girrl das Universum retten kann, ist auf gut 500 Seiten sehr unterhaltend nachzulesen.
Alex Coutts
Charles Stross: Supernova Aus dem Englischen von Usch Kiausch. Heyne, München 2005, 527 S., 8,95 ISBN: 3453520521