Kurztipps Dezember 2004

SCHRATE

Skagerrak - definitiv kein "Dogma"-Film, aber trotzdem verwirrend. In der Geschichte über eine ziemlich trunksüchtige Leihmutter, die vor ihrer eigenen Geschichte flieht und dabei auf drei wunderliche Schrate in einer Autowerkstatt in Glasgow stolpert, hat Sören Kragh-Jacbosen so viel Tragik gegen leise Komik gesetzt, dass man wirklich nicht weiß: was will er eigentlich? - er behauptet, es sei ihm nur um Leihmütter gegangen, aber Dänen kann man nicht glauben. Mit vielen Extras aufbereitet, ist Skagerrak ein würdiger, schrulliger Nachfolger von Mifune.

RESTAURIERT

Der Leopard - ein Meisterwerk, und von Beginn an grausamst verstümmelt. Die jetzt angebotene DVD-Box ("limitierte special edition") enthält eine etwas wirre Fassung, die z.T. weder untertitelt noch synchronisiert ist. Während Robert Fischer im beiligenden Booklet schreibt, der Film sei ursprünglich 205 Minuten lang gewesen und von Visconti später auf 185 Minuten runtergeschnitten worden, gibt die DVD die Filmlänge mit 178 Minuten an; es handelt sich dabei offensichtlich um eine Fassung, die der Kameramann Giuseppe Rotunno zusammenstellte. Diese Fassung ergibt zwar einen faszinierenden, jede Minute bewegenden Film, enthält aber Szenen, die von Visconti mit Sicherheit nicht an der jeweiligen Stelle geplant waren. Auf der 2. DVD ist, neben einigen Trailern, nur ein ziemlich schlechtes, allgemeines Portrait des Komponisten Nino Rota zu finden, keinerlei Material zum Film. Dazu gibtÆs noch eine CD mit der Filmmusik. Von einer "special edition" darf man mehr erwarten.

TÄNZER

The Company - Produzentin und Schauspielerin Neve Campbell wollte mal wieder tanzen wie in Kindertagen und ließ sich diesen Film über Tänzer-Alltag auf den Leib schreiben, den sie dann erstmal 8 Monate schinden musste, um wieder reinzukommen ind die Tanz-Szene. Und weil Robert Altman das inszenierte, entstand ein ziemlich ehrlicher, schön fotografierter und gut geschnittener Film über die harte Arbeit des Tanzens, ergänzt um ein paar dramaturgischen Beilagen (Malcolm McDowell als Company-Chef ist der pure Zucker). Die DVD enthält einige Extras und die Option, sich alle Tanzszenen des Films am Stück anzugucken, so, wie sie das Joffrey Ballet of Chicago, im Film "The Company", seit langem im Programm hat.

VIERSTÜNDER

Paramount Collection - unter diesem Titel erscheinen jetzt erst mal vier Vierstünder aus der TV-Produktion von Robert Halmi, die seit über einem Jahrzehnt mit meist viel Kitsch und Kostümaufwand und Star-Casting Vorweihnachtsware ausstößt. Optische Christstollen sozusagen. Der interessanteste Titel des ersten Pakets ist ohne Zweifel Gullivers Reisen, weil da Ted Danson immerhin eine Ahnung davon vermittelt, dass das klassische "Kinderbuch" mal eine bitterböse Satire war. Der enttäuschendste ist Moby Dick, weil da Patrick Stewart als Käptn Ahab ganz schlimm chargiert, was mit seiner Originalstimme nur wenig erträglicher wird. Noch schlimmer: es gibt keine Untertitel und kein Making Of. So merkt man gar nicht, dass ziemlich viel echter Melville die Bearbeitung überlebt hat. Gimmick: Gregory Peck, der einzig wahre Film-Ahab, hat einen Gastauftritt. Und dann gibt es noch, ohne Literaturvorlagen, Merlin (die Artus-Sage, mal aus der Sicht einer Nebenfigur, mit vielen Extras) und Titanic (mit George C. Scott als Käptn und ohne Extras). Einfach nett.

RITTER

Timeline - nach langer Pause dreht und produziert Actionmeister Richard Donner mal wieder einen Film - und geht gnadenlos baden: Fieser Forscher faxt Freiwillige durch ein Wurmloch ins Mittelalter, ein guter Archäologe geht dabei verloren, sein Sohn gräbt dessen Brille aus, ein Haufen Studenten zeitreist hinter dem Professor her, alle zerren an der Zeitlinie herum, bis am Ende der Böse geköpft wird und der Gute seine Prinzessin kriegt. Trotz vieler Realismus-Bemühungen (erklärt im guten Making Of) will Timeline nicht so richtig zünden. Zu viele Figuren haben zu uninteressanten Ärger und rennen zu planlos herum, bis alles zufällig genau so ausgeht wie eh jeder erwartet.

PARTY

Bar Nights - zuverlässig liefert www.futurebeats.net klingende Fototapeten fürs coole Rumlümmeln und Cocktailschwenken. Diesmal steht "Bar Nights" auf dem DVD-Cover, aber die DVD darin heißt "Trip Hop Lounge": 100 Minuten in Dolby 5.1, Bilder von Metropolen und Bars, manchmal mit Drink-Rezepten zum Selberschütteln dazwischen. Ausserdem liegt eine CD ohne Bilder bei, auf der Cooltrain, Liquid Sky, Planet Groove und dergleichen Leute nochmal 50 Minuten "knispernde Beats", "schubige Bass-Kicks" und "creamy Vocals" dazu tun. Die CD heißt wirklich "Bar Nights".