Kurztipps Februar 2005

FRAUEN

Twisted - hätte vielleicht ein guter Thriller aus Frauenhand werden können. Was Sarah Thorpe schrieb, zeugt aber nach dem Hollywood-Zugriff (Besetzung u.a. Andy Garcia und Samuel L. Jackson) eher verdreht von der Angst des Mainstreams vor der starken Frau. Polizistin Ashley Judd fängt einen Serienkiller, haut dem längst Gefesselten die Nase blutig und wird zur Mordkommission befördert. Privat schleppt sie gern Kerls ab, säuft sich danach ins Koma und wird auch nicht misstrauisch, als immer wieder ihre One-Night-Stands tot aufgefunden werden. Das ähnelt Clint Eastwoods Problem in Tightrope (ist der Jäger der Täter?), aber jede psychologische Tiefe wird mit offensichtlichen falschen Spuren zugemüllt. Am Ende muss sogar der Böse den Plot erklären und eine Nebenfigur die Heldin retten. Ob sich Alt-Regisseur Philip Kaufman so irgendwie verdreht an Eastwood rächen wollte, der dem jungen Kaufmann die Regie seines Erstlings Der Texaner wegnahm? Kaufmans Audio-Kommentar sagt nichts dazu. Ausserdem gibt's viele Deleted Scenes. Und Wuchtbrumme Camryn Manheim in einer Nebenrolle als Gil Grissom.

MÄNNER

Oldboy - "Ich liebe dich" sind die letzten Worte dieser herzzerreißenden koreanischen Tragödie. Ein Mann war 15 Jahre lang in einem Zimmer eingesperrt und sucht jetzt denjenigen, der ihm das angetan hat. Bildsprache, Musik, Schauspieler - alles agiert am Rande des Wahnsinns, weshalb die wenigen Momente brutaler Gewalt nicht wirklich überraschend kommen. In Cannes gab's 2004 dafür einen Preis, im Kino ging dieses Glanzstück des koreanischen Kinos unter. Auf der DVD ist ein sehr knapper Ausschnitt der Dreharbeiten zu sehen, aus dem wir lernen, dass koreanische Teams nach gelungenen Takes immer klatschen.

MONSTER

The Village - die Filme von M. Night Shyamalan werden seit "The Sixth Sense" nicht besser, aber interessanter. Diese Parabel auf isolierte Dörfler hat manchmal die Kraft einer Brecht-Inszenierung, bleibt aber in der Auflösung seltsam unbefriedigend. Nun ja, bei einem Ensemble von William Hurt über Sigourney Weaver und Joaquin Phoenix kann man eigentlich nicht meckern, und die DVD ist voll mit Extras: Dreharbeiten, Deleted Scenes, mal wieder ein Home-Movie aus Shyamalans Jugendzeit, und geradezu rührend ist das Bekenntnis Shyamalans, nach Hören der Filmmusik habe er beschlossen, den Film romantischer und weniger horror-like anzulegen. Aber das Ergebnis sieht auch genau so aus: nach "mitten drin die Richtung gewechselt".

TIERE

Wounded - dieser 1997 entstandene kanadische Film hat eigentlich nichts: eine schlappe Story (angeschossene Wildhüterin jagt bösen Wilderer), eine ziemlich talentfreie Hauptdarstellerin (Mädchen Amick) und ein banales Drehbuch. Aber Regisseur Richard Martin hat eine Kamera, einen Soundtrack (im satten Dolby 5.1) und eine Erzähltechnik, die all das mühelos überwinden und eine richtig spannende Sache daraus machen. Mit Extras hat Sunfilm mal wieder gespart, außer drei Textbiografien gibt's nichts.