Kurztipps April 2005

ESSEN

Supersize me - obwohl man die "Supersize" bislang nur in amerikanischen McDonalds ordern kann, schlug der Doku-Film von Morgan Spurlock auch hier große Wellen. Im Michael-Moore-Stil, lustig und schockierend zugleich, berichtet Spurlock über die Fastfood-Industrie und das Essverhalten der Amerikaner. In einem Selbstversuch ruiniert der New Yorker außerdem seinen Körper mit 30 Tagen Junkfood pur. Dafür erhielt er beim Sundance Film Festival 2004 den Regiepreis und eine Oscarnominierung für die beste Dokumentation. Jetzt gibts den fetttriefenden Wahnsinn auf 2DVD. Auf der Bonus-DVD finden sich allerlei Deleted Scenes, zusätzliche Szenen und Interviews mit dem Regisseur und seiner Veganer-Freundin.

VERMÄCHTNIS

Das Osterman Weekend - Special Edition - dass der von Paranoia geplagte Sam Peckinpah als letztes Werk diesen Film über Manipulation und "Big Brother"-Gehabe des FBI drehte, ist ein Witz, der in der Filmgeschichte seinesgleichen sucht. Bisher gab es nur eine miese DVD-Fassung (von EMS) mit schlechtem Bild, falschem Bildformat und ausschließlich deutschem Ton. Diese "Special Edition" aus dem Hause Concorde enthält zunächst einmal den ganzen Film mit ganzem Bild und englischem Ton. Hurra! Dazu gibt es einen Audiokommentar von vier Peckinpah-Spezies, eine Featurette über die Entstehung dieses für Peckinpah untypischen Films. Und als Schmankerl "deleted" respektive "extended scenes" aus Peckinpahs "first cut", für den er von den Produzenten gefeuert wurde.

WARMES BUFFET

Shaun of the Dead - ist eine überaus witzige Studie über das Feierabendverhalten von Engländern. Und wenn die Zombies kommen, wohin flüchtet man? - in seinen Lieblingspub, wo man eh jeden Abend sitzt. Der Weg dahin ist mit Leichen und haufenweise guten Gags gepflastert. Im letzten Film-Drittel sitzen sie dann in ihrem Pub, umlagert von heißhungrigen Scheintoten, und einer schlägt vor, man könne für die Zombies doch jetzt ein Schild an die Tür hängen: "All you can eat" - der Gag ist im Film nicht mehr drin, aber in den ausführlichen Specials. Woran man sieht: wer solche Brüller ausschneiden kann, hat wirklich was zu bieten. Im Kino ging das bei uns unter, weil die Leute wohl Horror-Dilettantismus erwarteten, dabei ist diese "Working Title"-Produktion ein vollprofessionelles kleines Meisterwerk mit wenig Blut und vielen guten Schauspielern.

THEATER

Spiel zu zweit - ein fast reines Dialog-Stück mit Robert Mitchum und Shirley MacLaine von 1962. Mit oscarnominierter s/w-Fotografie und oscarnominiertem Soundtrack (André Previn), aber Regisseur Robert Wise, der gerade West Side Story hinter sich hatte, kriegte die karge Bühnenvorlage nicht richtig ins quirlige Greenwich Village-Ambiente. Und Mr. Mitchum spielt den Looser, als ob er zu enge Schuhe trüge, wie die amerikanische Kritik treffend bemerkte. Aber die MacLaine ist herzzerreissend gut. Und der Text von einem William Gibson (nicht dem Cyberpunk-Papst) ist beinahe Literatur. Kino wie dieses wird heute gar nicht mehr hergestellt. Leider hat diese MGM-Classics-Ausgabe keine Extras. Dabei wäre allerlei zu erzählen. Etwa über die Affäre, die Mitchum und MacLaine hatten, nach dem sie sich im Film fanden und trennten. Oder über ein deutsches Fernsehspiel aus den 70ern nach dem selben Buch, mit Horst Frank als Mitchum. Oder über den Einsatz einer Simultan-Bühne.

FRAUEN

Plötzlich Prinzessin 2 - rosa Tüll für Disney-Teens. Harmloser Kostüm-Schinkenröllchen-Fortsatz, bei dem Gary "Pretty Woman" Marshall in den Extras erklärt, warum er was heraus schnitt. Unter anderem eine Szene, in der Ann Hathaway Audrey Hepburn gibt.

MÄNNER

Apollo 13 SE - der Film über die missglückte 3. Mondlandung ist immer noch atemberaubend gut, der Audio-Kommentar von Ron Howard ist lehrreich, der Audio-Kommentar der Astronauten-Familie Lovell ist nett, und die erste Doku auf der neuen Bonus-DVD ist hinreissend in den Cross-Cuts von echtem und nach-erfundenem Material. Zwei weitere Dokus sind drangepappte Füllsel. Dabei hätte man mindestens einen Hinweis für Trekkies verlinken sollen: der Kommunikator an den Starfleet-Uniformen stammt von der NASA. Die Raumanzüge der Apollo-Astronauten hatten eingebaute Funkgeräte, die ständig die Umgebungsgeräusche sendeten, aber mit "push to talk" vorübergehend aufs Helm-Mikro umschalteten.