Kurztipps Mai 2005

KRIMI

Suspect Zero - ein FBI-Agent stößt auf übersinnliche Ermittlungsmethoden. Optisch beeindruckend, inhaltich öde, lebt der Film von Ben Kingsley und dem ewig unterschätzten Aaron Eckart.

Der Manchurian Kandidat - äußerst wirres Remake von Jonathan Demme, der in den Specials der DVD keinen Zweifel daran läßt, wie politisch er den Film anlegen wollte: der US-Vize wird von einem Großkonzern ferngesteuert - besser kann man Dick Cheney wirklich nicht beschreiben. Weil aber der Original-Film, Demmes Verspieltheit und ein eher expressionistisches Drehbuch zu ihrem Recht kommen wollen, stimmt letztlich gar nichts. Immerhin: Meryl Streep als machtgeile Senatorin legt eine überwältigende Performance hin. Und dem Film sieht man an, was er mal werden wollte.

STADTRUNDFAHRT

Collateral S.E. - schöne und klug geschnittene Bilder von L.A. bei Nacht helfen der absehbaren Story über die Runden. Michael Mann dreht immer Filme, die vor Kraft nicht laufen können und daher auch nicht sehr weit kommen. Unklar bleibt auch, warum Tom Cruise hier aussehen muss als ob man Richard Gere zu heiss gewaschen hätte. Auf einer 2. DVD der "Special Edition" gibt's ein ca. 20minütiges "making of" und ein paar kurze Features zur Filmentstehung; all dem kann man entnehmen, dass Mann viel mehr in seinen Film hineindenkt als er und seine Angestellten dann zu liefern im Stande sind.

B-FILM

Lovesick - Sick Love - Wolfgang Büld (jetzt: Buld) hat in den 80ern als Drehbuchautor Dinge verbrochen wie "Schulmädchen '84", "Plem Plem, die Schule brennt" oder "Gib Gas, ich will Spaß". Seither hat er sich mehr auf Metzeln, Morden und Sex verlegt, wofür ihm gottseidank kaum jemand Geld gibt. Das hier ist eine moderne Billig- Variante von Kleists "Marquise von O.", "Psycho" und "American Psycho", nur viel blöder. Erträglich ist das, weil Fiona Horsey zwar keine gute, aber eine Schauspielerin mit Verve ist, die als Hauptfigur in etwa die Geschichte der Marquise von O. erlebt, es aber selbst faustdick hinter den Ohren hat. Als Gothic-Schlampe treibt sie einen Hotelbesitzer in den Wahnsinn, der sie dafür medizinisch korrekt betäubt und dann befruchtet. Das Licht ist schlecht, die Toten klimpern mit den Augen, es steht auch schon mal jemand im Bild, der da nicht hingehört - aber wie wir aus den specials erfahren, hat es allen Beteiligten viel Spaß gemacht.

FISCHE

Die kalte See - im neuen Film von Baltasar Kormákur (101 Reykjavík) dreht sich alles um eine isländische Familie, deren Oberhaupt seine Kinder aus aller Welt zu sich ruft, um die Nachfolge seines Fischereibetriebes zu bestimmen. Die Geschwister streiten sich übrigens auf isländisch, Deutsch gibts nur als Untertitel, dazu 48 Minuten "Extras" in Form von Making of, Videoclip, Bio-/Filmographie des Regisseurs, etc.

HELDEN

Operation Dance Sensation - genialer Quatsch, abendfüllender Unfug oder beinharte Parodie auf das Ende des Machismo und die Auferstehung der Disco? Das Phantom-Kommando trifft Dirty Dancing, Private Brian erschiesst die Silver Convention! Thilo Gosejohann hat nach Captain Cosmotic wieder einen Heimwerker-Action-Knaller mit üppigem Zusatzmaterial auf DVD gebracht, und die erste Auflage auch noch in ein rosa Flausch-Cover gewickelt. Der Regisseur persönlich schießt sich mit Bruder Simon durch eine krude Story mit ein paar Hundert Toten, herumfliegenden Körperteilen, scharfen Bräuten und einigen Gaststars (Bela B., Anke Engelke, Jasmin Wagner). Die Bonus-DVD liefert ein langes Making Of, frühe Schund-Stücke aus der Gütersloher No-Budget-Produktion und Seminararbeiten aus Thilos Kamera-Studium. Da sieht man: der Mann kann richtige Filme machen, er will nur meistens nicht. (2 DVD, Audiokommentar, Making Ofs, entfallene Szenen, Premieren-Doku, Foto-Galerien, Kurzfilme, Soundtrack. www.legend-films.com)

HORROR

Wishing Stairs - Teenie-Schocker aus Korea. Es geht um eine magische Treppe, die Wünsche erfüllt. Das sieht so aus: Die ewige Nr. 2 einer Ballettschule wünscht sich, einen Wettbewerb zu gewinnen. Prompt stirbt die Nr. 1. Daraufhin wünscht sich die dicke Außenseiterin, dass die Tote zurückkehrt. Das tut sie dann auch, allerding als rachelüsterner Geist. Die Zutaten des Films: schlecht beleuchtete Gänge; Duschwasser, das sich in Blut verwandelt, Wind, Blitze, Donnergrollen. Routiniert werden die Klischees des Horrorfilms bedient, aber ohne zündende Ideen. Solides B-Movie für die gemäßigte Gänsehaut nach Feierabend. Dazu gibt's Extras wie ein "making of", deleted scenes, ein storyboard...

KAHLE KERLE

xXx - Vin Diesel sollte nach dem Erfolg von Fast&Furious eigentlich ein Bond für Base-Jumper werden. Der anarchische Kampfklotz mit dem schelmischen Zucken im Auge (und der umwerfenden Originalstimme) zerhaut einem bösen Russen in Prag die Weltuntergangsverschwörung und darf im Auftrag der Amerikaner zum Helden reifen. Die rasanten Wow-Stunts zu Wasser, zu Lande, in der Luft und auf einer Lawine holten viel Jungvolk ins Kino - und Regisseur Rob Cohen erklärt im Audiokommentar, wie man Massenmord "ab 16" inszeniert - zu Rammstein-Musik. Tz tz. Erst feiert Cohen in den Extras die "physische Intelligenz" seines neuen Helden-Typus' ("nur mit Vin war dieser Film möglich") ... und dann wird der in einem gemeinen Mini-Sequel restlos zersprengt, wohl weil er für die Fortsetzung zu viel Geld haben wollte. Sein Kino-Nachfolger wurde Ice Cube, sicher der noch schlechtere Schauspieler.

MUSIK

Animusic - Wayne Lytle baut virtuelle Drehorgeln: verrückte computeranimierte "Instrumente", die MIDI-Musik vom Blatt auf den Screen spielen. Die DVD liefert 7 Stücke mit selbstzupfenden Gitarren, Dampf-Orgeln oder komplizierte Drum-Machines, die wie dreitausend Kirchturm-Uhrwerke losschnarren. Dazu gibt es einen Audio-Kommentar, tiefe Einblicke in die Entwicklerwerkstatt und einen "Sneak Peak" auf das nächste Projekt. Alan "Tubular Bells" Parsons findet Lytles Animusic "stunning" und "clever". Stimmt. Genau so klingt's auch.

KAHLE KERLE

xXx - Vin Diesel sollte nach dem Erfolg von Fast&Furious eigentlich ein Bond für Base-Jumper werden. Der anarchische Kampfklotz mit dem schelmischen Zucken im Auge (und der umwerfenden Originalstimme) zerhaut einem bösen Russen in Prag die Weltuntergangsverschwörung und darf im Auftrag der Amerikaner zum Helden reifen. Die rasanten Wow-Stunts zu Wasser, zu Lande, in der Luft und auf einer Lawine holten viel Jungvolk ins Kino - und Regisseur Rob Cohen erklärt im Audiokommentar, wie man Massenmord "ab 16" inszeniert - zu Rammstein-Musik. Tz tz. Erst feiert Cohen in den Extras die "physische Intelligenz" seines neuen Helden-Typus' ("nur mit Vin war dieser Film möglich") ... und dann wird der in einem gemeinen Mini-Sequel restlos zersprengt, wohl weil er für die Fortsetzung zu viel Geld haben wollte. Sein Kino-Nachfolger wurde Ice Cube, sicher der noch schlechtere Schauspieler.