24 (6)

Folterknechte

Kiefer Sutherland metzelt sich wieder durch seine Mitbürger

Rein philosophisch betrachtet, ist nach der US-Serie 24 der Mensch ein Wesen, das ständig durchdrungen werden muss. In jeder Hinsicht. Deshalb dauert es auch nur knapp 20 Minuten bis die erste Folter-Szene auftaucht, keine 2 Handlungs-Stunden später wird bereits das erste Messer lustvoll im Knie eines Folteropfers verdreht...
24 hat mal als intelligentes, wenn auch drastisches Spannungskino begonnen, das zu keiner Sekunde realistisch war, in dem die Ängste der USA aber schön abzulesen waren. Wer im Unklaren darüber war, was Patriotismus ist, konnte hier nachgucken: Notfalls richtet man den Chef der Anti-Terroreinheit persönlich hin, wenn es denn den höheren Zielen dient und die bösen Araber an ihrem Tun gehindert werden können.
Hier lässt der Präsident aus ziemlich diffusen Gründen gleich 110 arabisch aussehende Terroristen frei, von denen sich dann einer prompt revanchiert, indem er in L.A. eine Atombombe hochgehen läßt. Dass dies keineswegs der Höhepunkt, sondern der Auftakt der 24 Folgen ist, die wie immer exakt 24 Stunden abbilden wollen, macht deutlich, mit welchem Kaliber hier gearbeitet wird; filigran ist woanders.
Im Schnitt alle 10 Minuten wird ein Kiefer gebrochen, eine Person erschossen, explodiert was... kein Wunder, dass sofort Langeweile aufkommt, wenn die im Schnitt inzwischen sehr mäßigen Schauspieler durch dürftige Textfetzen zur nächsten Katastrophe überleiten müssen. Das Autorenteam hat sich zudem hier kräftig bei den Vorgänger-Staffeln bedient (und wieder muss der Präsident in den Bunker...), sodass das kreative Moment der ersten drei Staffeln endgültig der Hektik und der Lust am Menschenperforieren zum Opfer gefallen ist.

-thf-

26 - Season Six. USA 2008. 7 DVD, 16 Stunden. 12 Audiokommentare, 23 nicht verwendete / erweiterte Szenen, 3 Featurerettes, 24 Webcast Tagebücher.