71 Into the Fire

Verzeih mir!

»Die Brücke« auf koreanisch: Nach einer wahren Begebenheit

1950, als Truppen aus dem kommunistischen Norden Koreas den Süden überfielen und fast ungehindert bis zum Meer durchmarschierten, soll sich diese Geschichte abgespielt haben: 71 "Studentensoldaten", Freiwillige ohne militärische Ausbildung, verschanzten sich in einer Schule und hielten elf Stunden lang und unter fürchterlichen Verlusten den Angriffen der Nordtruppen stand, bis Entsatz kam.
Während der ähnlich angelegte Bernhard Wicki-Film Die Brücke das Thema "Wozu ist eigentlich Patriotismus gut?" unter Einsatz ellenlanger Dialogszenen bewältigt, ist der südkoreanische Regisseur John H. Lee den Weg des Blutes gegangen: Die Wucht, mit der hier Krieg inszeniert wird, in Zeitlupe und alles zerfetzend, lässt jeden Peckinpah-Film sanft aussehen. Tatsächlich ist die Schlussszene eine Reminiszenz an das Shootout von The Wild Bunch , schlägt aber auch dieses um Längen.
Dennoch ist dieses kleine Meisterwerk der Zerstörung auch ein Film über Freundschaft, Mut und Ganovenehre. Die beiden Helden - einer ein Ex-Krimineller, der andere ein schon zu Beginn des Filmes traumatisierter Student, müssen sich erst prügeln, bevor sie Freunde werden. Der traurige Hauptmann, der genau weiß, was er von den Jungs verlangt, der dandyhafte nordkoreanische Offizier, der im Gefecht seinen Politkommissar erschießt, weil ihm dessen altkluges Gemecker auf die Nerven geht: Viele kleine Epsioden (und jede Menge großartiger Special Effects) ergeben einen wuchtigen, sentimentalen Film, an dessen Ende der General aus dem Norden feststellt, man sei nur leider auf verschiedenen Seiten einer willkürlich gezogenen Grenze geboren, um sich jetzt zu beschießen, und der Hauptmann aus dem Süden weinend einen sterbenden Jungen in den Armen hält und sagt: Verzeih mir.

-vl-

Pohwasogeuro Südkorea 2010 R: John H. Lee B: Man-Hee Lee K: Chan-min Choi D: Seung-won Cha, Sang-woo Kwone Extras: B-Roll, Charakter-Feature