96 STUNDEN (BR)

Mittendurch

Liam Neeson macht die Welt besser

Luc Besson hat als Produzent und Autor schon lange die Lust an komplizierten Stoffen verloren. Geradezu wohltuend schlicht ist dieser hier tausendmal verfilmte: Papas Töchterchen geht verloren, Papa holt sie raus. Schluchz. Aus.
Papa ist hier Liam Neeson und Ex-Geheimdienstler, Töchterchen ein verzogenes Blag das mit Mama (unterfordert: Famke Janssen) zum neuen Daddy gezogen ist, der viiiiel mehr Geld hat als der "richtige" Papa, der dafür weiss, wo die Bösen sitzen. Dementsprechend jettet Liam Neeson nach Paris und reduziert einen Mädchenhändlerring aufs Drastische, zwei Drittel des Film sind pures Gekloppe und Geschepper und Gemorde. Um kein Klischee auszulassen, sinkt die Tochter am Ende, unter Drogen willfährig gemacht, als teuer versteigerte Jungfrau in die Arme eines fetten arabischen Scheichs; Tim & Struppi war dagegen die Tagesschau.
Liam Neeson hat gesagt, bevor er zu alt dafür würde, wollte er noch einmal einen richtigen Actionheld spielen. Unter diesem Aspekt ist der Film ertragbar. Und gut dass Albanien ein kleines Land mit noch kleineren Botschaften ist. Wäre die Rolle der unrasierten Bösewichter mir Persern oder gar Palästinensern besetzt gewesen, hätten in Europa die Kinos gebrannt.
Die Extras der Blu-Ray enthalten neben dem üblichen Geschwafel ober die Dreharbeiten einen netten Todes-Tacho: Oben im Bild wird mitgezählt, wie viele Kilometer der Held bereits zurückgelegt hat und wie viele Mitspieler inzwischen das Krankenhaus aufsuchen mussten oder wg. Todesfalls ganz raus sind. Sowas nettes wünscht man sich öfter. Es zeigt auf sinnfällige Art, worum es in solchen Filmen geht.

Alex Coutts

Taken USA/F 2008 R: Pierre Morel B: Luc Besson, Robert Mark Kamen K: Michel Abramowicz D: Liam Neeson, Maggie Grace, Leland Orser. Extras. Making of, Tracker