ARPAD DER ZIGEUNER

Fröhliche 70er

Eine Serie, die heute verboten wäre

Das Wort "Zigeuner" steht inzwischen in der gleichen Äbäh-Ecke wie Neger, Reichskristallnacht oder Zwerg, aber in den 70ern traute sich das deutsche Fernsehen noch, eine Serie mit dem Titel Arpad der Zigeuner auszustrahlen. Die bediente meistens das Klischee vom freien Fahrenden Volk, Arpad war ein dauergrinsender Charmeur und Kleingauner. Immerhin gab man sich historisch: Im 18. Jahrhundert angesiedelt, spielt die Serie mit aufeinander aufbauenden Folgen während des ungarischen Befreiungskampfes gegen die Österreicher, an dem sich Arpad und seine Leute beteiligen. Es geht dabei meistens darum: Wie leg ich die dummen Ösis rein? Wie klau ich ein Pferd, eine Braut oder einfach nur einen Sack Kartoffeln? Zwangsläufig gerät Arpad bei derlei obrigkeitsverärgerndem Tun mit der Soldateska aneinander.
Als deutsche Produktion in Ungarn mit internationaler Besetzung gedreht, sieht das bisweilen richtig echt aus, sogar drei funktionierende Kanonen kommen zum Einsatz, und manchmal explodiert richtig was. Arpad-Darsteller Robert Etcheverry kann nicht nur selbst auf ein Pferd ohne Sattel aufspringen, er macht offensichtlich fast alle Stunts selbst, was bei ihm aussieht wie bei Götz George, nur unverkrampfter. Überhaupt wirkt der Charme der Serie heute noch, die unangestrengt eine Stimmung erzeugen will, die jenseits von Bürgerlichkeit und festen Behausungen Abenteuer und Leben verspricht; es waren ja auch grad die 70er angebrochen. Dass manche Folge dabei nicht einmal so tut, als hätte sie eine Geschichte zu erzählen, passt ins Bild.
Als Box sind alle 26 Folgen auf DVD erschienen, was nicht nur junggebliebene TV-Nostalgiker freut.

Victor Lachner

Arpad der Zigeuner, Box mit 4 DVD, 6 Folgen, keine Extras.