Entweder Broder - Die Deutschland-Safari (1)

Multikulturelle Provokationen

Ein Jude und ein Moslem zerlegen deutsche Bratwürste

Henryk M. Broder ist nicht nett. Er isst unkoscher, damit nicht aus Versehen der Messias kommt, er verkleidet sich als Gedenkstein am Rande der Feierlichkeiten zum Holocaust-Mahnmal in Berlin, lässt die Reaktion der Gestörten dann lieber weg und grummelt seinen lustigsten Satz später im Auto: "Hier waren schon mehr Besucher, als der Holocaust umgebracht hat." Glücklicherweise hat der polnische Jude den liberalen Moslem Hamed Abdel-Samad mit an Bord bei seiner Deutschlandrundfahrt, der immer mäßigend auf den Provokateur einwirkt. Zusammen besuchen sie linke Friedensforscher, um sie beim Antisemitismus zu ertappen, strohdumme NPDler, um ihnen ihr "ägyptisches Aussehen" vorzuwerfen, SPDler in Lederhosen, die mit ihrer Moschee keine Probleme haben oder die europageförderte Moschee in Marksloh, die keinen rein lässt und ihre Integrationsbeauftragte entließ. Wo sie hinkommen, machen sie sich lustig, und Broder lässt keinen Zweifel daran: "Nie wieder Krieg" ist eine dumme Parole. Da ist es schon wirksamer, wenn Henryk sich in einer Burka auf dem Oktoberfest an einen Schießstand stellt. Die Bayern gucken komisch, die türkischen Jugendlichen fühlen sich ehrverletzt, den Sinn muss man sich denken.

-w-

D 2010, 5 Folgen