BROKEN TRAIL

Over the Hill

Amerika ist schön. Wenn die Sonne aufgeht hinter den dampfenden Hälsen der Pferde, wenn die Cowboys am Fluss sich die Füße waschen, ach dann möchte man einwandern in das freie Hügelland in Oregon Ende des 19. Jahrhunderts.
Allerdings wurden die amerikanischen Idyllen dieser TV-Miniserie in Kanada gedreht, wo es noch genug bezahlbare Natur gibt. Und die Serie beginnt recht ruppig mit einem Warentest auf einem Sklavenmarkt. Von ihren armen Familien verkaufte junge Chinesinnen gehen nach allerlei Betatschen an einen schmierigen Bordellzulieferer weg. Schnitt.
Robert Duvall reitet an. Er wiederholt seinen guten Westerner aus Open Range , mit ein paar neuen netten Ticks. Er überredet seinen knorzigen Neffen Thomas Haden Church, eine Pferde-Herde über den Oregon Trail zu treiben. Mehr um zerrissene Familienbande zu flicken als des Geldes wegen. Zufällig geraten die guten Männer an die verkauften Bräute und zum Kitsch kommt die Moral.
Die edlen Ritter, Duvalls Charakter heißt sogar "Ritter", retten die Prinzessinnen vor ihrem Schicksal und kriegen ausführlich Krach mit bösen Kapitalisten, die ihre Ware wiederhaben wollen. Nicht alle überleben den Konflikt, aber ein guter Mann tut das Richtige, auch wenn es zuviel kostet.
Robert Duvall als Produzent und Walter Hill als Regisseur dehnen den klassischen Trail-Film mit viel Landschaft, langen Sitz-Pausen und sachten Andeutungen der kommenden Moderne. Einmal begegnen die Cowboys mitten in der Wildnis etwa Touristen beim Fliegenfischen. Dann knallt die spärliche Action in schneller Fernsehoptik in die ruhigen Breitwand-Bilder. Dann werden Brutalitäten einfach weggeschnitten. Dann springt die Erzählung plötzlich zwischen Guten und Bösen hin und her. Ein visueller Stil ist nicht zu erkennen. Aber dann dampfen wieder die Hälse der Pferde. Und dann kauen die Cowboys wieder weise Sätze heraus wie "Frauen sind ein Mysterium" (Duvall) oder "Ich bleibe bei Pferden" (Church). Hach, lasst mich mitreiten.

wing

1 DVD, keine Extras / 2 DVDs mit Making Of