Unser Kosmos

Die Sterne so nah

Neil deGrasse Tyson erklärt uns die Welt und verärgert Konservative

Die beste TV-Serie des Jahres 2014 handelt nicht von bösen Russen, psychopathischen Mamasöhnchen, haarigen Werwölfen oder blonden CIA-Operateurinnen: Cosmos - A Space Time Odyssey (so der Originaltitel) handelt von uns und von allem und von der Leuchtkraft der Wissenschaft.
Die legendäre TV-Serie von Carl Sagan aktualisierend (Sagans Witwe Ann Druyan schrieb die Drehbücher für diese Fortsetzung), präsentiert der streitbare Astrophysiker Neil deGrasse Tyson in 13 Folgen die Entstehung des Kosmos und warum das alles funktioniert und was wir darüber wissen und was nicht. Das geht vom Größten (das Universum bewegt sich) bis ins Kleinste (wie viel Leerraum hat ein Atom?) und stellt vor allem Wissenschaftler und Pioniere vor, die sich der Welt mit Gedankenkraft und Experimenten entgegenstellten. Deshalb handelt unser Kosmos auch vom Optiker Joseph Fraunhofer, von Isaac Newton oder dem englischen Astronom Edward Halley der eben nicht nur den Kometen entdeckt hat.
Produziert von Seth "Family Guy" MacFarlane ("Meine Entschuldigung für 1000 schlechte Furzwitze"), und inszeniert von Star Trek -Autor und - Produzent Brannon Braga ist Unser Kosmos neben seiner perlenden Intellektualität auch optisch eine Schau. Der alten Sagan-Idee folgend, den Raum mit einem fiktiven Raumschiff zu durchqueren, und zwar in vielerlei Maßstäben, sieht die Serie mindestens so gut aus wie eine Star Trek Episode aus den 2000er Jahren. Hinzu kommen viele animierte Sequenzen, denen (im US-Original) eine Menge Stars ihre Stimme liehen.
Die aufklärerische Freundlichkeit, mit der deGrasse Tyson uns sein Wissen über die Welt vermittelt, hat US-Konservative (die sich, vom Alter des Universums angefangen bis hin zum Klimawandel, auf den Schlips getreten fühlen) derart verärgert, dass sie kürzlich forderten, ihre Sicht der Dinge in gleicher Länge präsentieren zu dürfen. Das fanden deGrasse Tyson und sein Sender sehr lustig.
Auf der DVD sieht das sehr gut aus und enthält neben der wunderbaren US-Tonspur eine etwas piepsige deutsche Fassung im Voice-Over. Als Blu-Ray ist die Serie 90 Minuten länger, dann allerdings ohne deutschen Ton und nur mit englischen Untertiteln. Als Extras gibt es eine rührende Feier zum Angedenken Carl Sagans und ein Feature über die Produktionshintergründe.
Wenn man Cosmos - A Space Time Odyssey neben Sagans Original Cosmos - A Personal Voyage stellt, kann man erkennen, wie viel dümmer die Welt seit den 80ern geworden ist. Denn auf die Idee, dass ein christlicher Kreationist und Vollidiot wie Ken Ham überhaupt ein Forum fordern kann, um zu erklären, warum die Welt 6000 Jahre alt ist und dass wirklich alles Viehzeug damals in Noahs Arche passte, wäre in den 80ern niemand gekommen.

-thf-

Cosmos. A Spacetime Odyssey. USA 2014 Autoren: Ann Druyan, Carl Sagan, Steven Soter. R: Brannon Braga, Ann Druyan, Bill Pope. Mit Neil deGrasse Tyson, Carl Sagan. Stimmen: Kirsten Dunst, Richard Gere, Seth MacFarlane, Amanda Seyfried, Patrick Stewart. 4 DVD, 572 Min.