CROCODILE

Baal unter Brücken

Der erste Film von Kim Ki-Duk

Auch ein Job: Eine Gruppe Obdachloser hat sich unter einem Kreuzungsgeflecht mehrerer Brücken häuslich eingerichtet und wartet auf die regelmäßig herunterkommenden Selbstmörder. Die klatschen ins Wasser, und dann taucht "Das Krokodil", der Boss der Truppe, nach den Opfern und kommt mit einer Brieftasche in der Hand wieder an die Oberfläche.
In Kim Ki-Duks Erstlingsfilm Ag-o wird geflucht, vergewaltigt und gemordet. Der Tonfall liegt irgendwo zwischen total lächerlich und tottraurig; es ist eher selten zu sehen, dass ein alter Mann in einem Kaffeeautomaten beerdigt wird und nichts, gar nichts daran komisch ist.
Kim Ki-Duk schreitet hier seine Themenwelt bereits mit großen Schritten ab, die uns später in Die Insel oder Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling oder Der Bogen wieder begegnen werden.
Hier ist alles noch von einer Unbehauenheit, die an den jungen Brecht erinnert. Wie dessen Baal stromert der Held durch die Welt, ausgestattet mit einer tragischen Vergangenheit (die nie aufgedeckt wird), großem sexuellen Appetit (und dabei lausigen Tischmanieren) und den klassischen Sidekicks: das naive Kind, der freundliche alte Mann, die traurige junge Frau. Vor allem die sollen ihm zeigen, dass Hoffnung in der Welt ist. Wie das bei solch einem Sujet ist: Sobald der Held sich ändert, sobald Hoffnung aufkommt, muss er sterben.
Die beachtlichen optischen Arrangements, die Kim Ki-Duk hier bereits anlegt, kommen hier allerdings unter die Räder. Bild und Ton dieser Erstveröffentlichung des jungen Labels "b-ware" sind geradezu unterirdisch schlecht. Die deutsche Tonspur, die laut Menü vorhanden sein soll, gab es auf unserem Muster nicht.

-vl-

Ag-o. Süd-Korea 1996. R & B: Kim Ki-duk. K: Lee Dong-sam. D: Jo Jea-hyeon Ahn Jae-hong. OmU. Extras: Biografie (Text).