IM ZEICHEN DES BÖSEN

Triple-XL

Die endgültige Ausgabe von Orson Welles zweitbestem Film

Der Anfang ist legendär. Über drei Minuten lang verfolgt die Kamera ohne Schnitt das Geschehen an der Grenze zwischen Mexiko und den USA. Eine Bombe tickt in einem Kofferraum, Autos fahren herum, Paare treffen sich und trennen sich, Charlton Heston küsst Janet Leigh, es knallt. Auf US-Seite. Nach der Produktion 1957 knallte es auch im Studio. Orson Welles, der neben der Regie auch noch den genialischen Bösewicht machte (aber nur als Schauspieler bezahlt wurde), regte sich fürchterlich über die Previewfassung auf, für die ein Zweitregisseur Szenen nachgedreht hatte. Er verlangte ausführlich viele Änderungen am Schnitt, denen das Studio aber kaum folgte. Stattdessen wurde Touch of Evil fahrig gekürzt und als B-Film in einem der damals beliebten Double-Features verramscht. Das war das Ende von Welles' Karriere in Amerika und das Ende des Film Noir überhaupt.
Erst 1998 rekonstruierten Filmhistoriker anhand von Welles' Notizen einen sogenannten Director's Cut, der zwar nicht vom Regisseur abgesegnet werden konnte (Welles starb 1985), aber seinen Absichten wohl ziemlich nahe kommt. Die Ausgabe in der Reihe "Masterpieces of Cinema" präsentiert nun alle drei existierenden Fassungen nebeneinander: Die originale Kinoversion mit 96 Min. Länge, eine 1970 wiedergefundene Previewversion mit 108 Min. Länge, und die rekonstruierte Fassung von 1998 mit 111 Min. Länge. Alles sorgsam remastered, teilweise neu synchronisiert und mit Untertiteln in Deutsch und Englisch. Besser geht's nicht.

-w-

Touch of Evil. USA 1958. 2 Blu ray Discs. R + B: Orson Welles K: Russell Matty D: Charlton Heston, Janet Leigh, Orson Welles, Marlene Dietrich, Zsa Zsa Gabor, Joseph Cottend. 96,108, 111 Min. E: Danielle Chuchran, Blake Webb, Rocky Myers, Kevin Sorbo. 93 Min. E: Audiokommentare von Charlton Heston, Janet Leigh, den Restauratoren, Filmkritikern und Filmhistorikern. Feauturettes über die Rekonstruktion. Booklet.