FIREFLY

Shoot out

Wie man eine Serie so erledigt, dass sie ins Kino kommt

Keine Aliens, keine Strahlenpistolen, dafür Pferde, Matsch und Gauner: Die SF-Serie Firefly von Buffy-Erfinder Joss Whedon bietet all jenen eine Heimat, denen Star Wars zu dämlich und Enterprise zu sauber ist.
In 500 Jahren hat die Menschheit ein weiteres Sonnensystem entdeckt und besiedelt. Auf der Erde gibt es zwei Machtblöcke, China und die USA, vereint in der "Allianz", einer mäßig diktatorischen Organisation, die über alle Planeten herrscht.
Die neunköpfige Besatzung des (unbewaffneten!) Raum-Transporters "Serenity" besteht aus sympathischen Losern, die im Krieg auf der falschen Seite gekämpft haben. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit Gaunereien. Outfits und Sets erinnern an Western, man trägt den Revolver wieder im Gürtelhalfter, und wenn man sich amüsieren will, fängt man eine Saloon-Schlägerei an. Die ortsansässigen Westerner sind dumpfe Fundamentalisten, die auch schon mal eine Hexe verbrennen. Statt eines Schiffs-Psychiaters (wie in Star Trek) sorgt hier die bisexuelle Bord-Hure für Seelenmassagen. Der jugendliche Käpt'n verströmt den knurrigen Charme eines Südstaaten-Offiziers, der gerade einen Krieg verloren hat. Der erste Offizier ist eine Ex-Soldatin, die eine glückliche Ehe mit dem Schiffspiloten führt.
Firefly hat die witzigste Folterszene der TV-Geschichte, mächtig Action, gebrochene Herzen, Bösewichter auf Pferden und eine ambivalente Moral: man klaut keine Medikamente, die für arme Siedler bestimmt sind. Aber aus dem Zentralkrankenhaus der Regierung? - das ist was anderes.
Die Drehbücher sind gut (einen Zugüberfall mit Hilfe eines Raumschiffes gab es bisher noch nicht), die Schauspieler sitzen auf ihren Rollen, das Design ist intelligent und witzig, und alles wird in einer eher wackligen Bildsprache inszeniert (selbst die CGI-Passagen sind manchmal unscharf), die das Gegenteil von dem bieten, was man an sauberer, gelackter Bildsprache in SF-Serien gewohnt ist.
Der konservative Sender Fox hatte die Serie zwar für 20 Mio Dollar in Auftrag gegeben, tat dann aber alles, sie zu ruinieren. Das begann damit, dass Fox mit dem "Piloten", der ersten Folge nicht zufrieden war und statt dessen mit der 2. Folge am 20. September 2002 startete. Obwohl Whedon viel Wert auf eine fortlaufende, sich entwickelnde Story gelegt hatte, strahlte Fox die Episoden in wüster Reihenfolge aus: 2, 3, 6, 7, 8, 4, 5, 9, 10, 14, 1 - das war die Sendefolge der Episoden; kein Wunder, dass die meisten kein Wort verstanden (3 Episoden fielen komplett aus). Außerdem wurden wegen Sportübertragungen die Ausstrahlungen immer wieder verschoben - am 13. Dezember 2002 verkündete Fox bereits das Aus für die Serie. (Mit ähnlicher Brillanz hat das ZDF einst die Sopranos versenkt).
Auf DVD sind alle Episoden in der richtigen Reihenfolge und komplett zu sehen. Es gibt eine zusätzliche deutsche Tonspur, die Extras sind leider nicht untertitelt. Einige Episoden enthalten Kommentare der Darsteller.
Den Kino-Film Serenity hat natürlich nicht Fox, sondern Universal produziert. Er schließt ziemlich nahtlos an die Serie an. Der Teil, der zwischen Kinofassung und TV-Serie fehlt, ist im Sommer diesen Jahres als Comic erschienen, geschrieben vom unermüdlichen Joss Whedon - und natürlich vergriffen. Denn die Fan-Szene kämpft immer noch für einen Weiterflug der Serenity. Und kauft alles, was es zum Thema gib.

Alex Coutts

Firefly 4 DVD + Booklet, Extras.