GROSSE ERWARTUNGEN

Dickens reloaded

Ein Klassiker als witziges Kostümdrama

Die Angelsachsen lieben ihre Dichter mehr als wir. Jedenfalls verfilmen sie Dickens häufiger als wir Goethe. Dieser hierzulande ziemlich unbekannte Roman von Charles ( Oliver Twist ) Dickens hat es auf über ein Dutzend Adaptionen gebracht, sogar eine moderne, amerikanische Fassung. Die aktuelle, von Mike Newell ( Harry Potter und der Feuerkelch ), geht wieder rein britisch und zeitgenießerisch zu Werke. Waisenjunge Pip wächst bei einem armen Schmied im idyllischen Damals auf, träumt von der großen Welt, gerät als jugendlicher Unterhalter ins Haus der verrückten Lady Havisham. Die modert seit einer verpatzten Hochzeit im Brautkleid auf ihrem Landsitz herum und trietzt eine schöne Nichte und Pip, bis die Kinder sich großbürgerlich benehmen können. Das Mädchen wird hochstehend weggeheiratet, Pip kommt nach London und darf ein geheimnisvolles Erbe verprassen. Obwohl er lieber seien Jugendliebe küssen würde. Bis plötzlich herauskommt, dass beide nur als Marionetten in einer alten Intrige zappeln. Die Kolportage wirkt arg gestrig, dafür verstärkt die Inszenierung die ironischen Töne bei der Schilderung des Landlebens und des Treibens der besseren Gesellschaft. Vor allem die Nebendarsteller (Helena Bonham Carter, Ralph Fiennes, Robbie Coltrane) machen viel Vergnügen.

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Great Expectations. GB/USA 2012. R: Mike Newell B: David Nicholls K: John Mathieson D: Jeremy Irvine, Holiday Granger, Helena Bonham Carter, Ralph Fiennes, Robbie Coltrane, Sally Hawkins. E: Making of, Trailer