Die Heartbreakers

Spaß aussem Pott

Es gab eine Zeit, da traten Peter F. Bringmann und sein Drehbuchautor Matthias Seelig dem deutschen Film gewaltig in den Hintern

Nach Theo gegen den Rest der Welt setzten Bringmann und Seelig mit Die Heartbreakers noch einen drauf: Statt fassbinderschwere bayerische Tragik fand plötzlich der frech-melancholische Tonfall des Kohlenpotts den Weg ins Kino. Und während Seelig freche Dialoge und gute Geschichten schreiben konnte, bewies Bringmann, wie man mit wenig Geld und mäßig filmerfahrenenen Schauspielern Größe ins enge deutsche Lichtspiel bringen konnte, dessen Sehnsüchte sich bis dahin entweder in den Weiten der jugoslawischen Winnetou-Landschaften oder im heimatfilmbeschädigten deutschen Wald abspielten.
Die Heartbreakers beginnt mit einer ziemlich teuren Hubschrauber-Kamera über'm nächtlichen Ruhrgebiet , mitten in den 60ern. Ein Stones-Konzert ist gerade zu Ende gegangen, eine Menge Müll liegt auf der Straße, Polizisten jagen immer noch einzelne "Halbstarke" durch die Straßen. Und so lernt sich auch der Großteil der kommenden Amateurband "Heartbreakers" auf dem Polizeirevier nach dem Konzert kennen, wo man sich gleich versteht und dem fiesen Wachtmeister für seine Häme eine reinsemmelt: "Wieso wackelt dieser Mick Jähger eigentlich immer so mit dem Hintern? Ist der schwul oder hat er Hämorrhoiden?" - dafür gibt´s Haue. Einer dreht die Sicherung raus und dann im Dunkeln alle drauf.
Die Laienschauspieler, von Bringmann handverlesen, können zwar alle nicht spielen, aber das gleichen sie durch viel Einsatz aus. Musik machen konnten sie übrigens auch nicht, die Songs wurden von verschiedenen Bands eingespielt. Dazwischen geht´s um Liebe, zu strenge Väter und irgendwie auch um den Aufbruch in den 60ern, was aber nicht so richtig auffiel, weil der Kohlenpott zur Drehzeit 1982 sowieso noch genauso aussah wie 1966.
Dass dieser Meilenstein des neuen deutschen Spaßkinos in der Reihe "Fernsehjuwelen" erscheint, ist einerseits lustig, andererseits der Tatsache geschuldet, dass der WDR damals co-produziert hatte. Die DVD enthält ein vierseitiges Booklet mit einem Bringmann-Interview (ohne Datum), auf der DVD selbst sind keine Extras außer einem alten Kinotrailer zum Film, der seltsamerweise qualitativ besser ist als der Film selbst. Dazu gibt´s vollkommen überholte biografische Angaben zu den Hauptdarstellern, die jemand offensichtlich Mitte der 80er verfasst hat. Für ein "Fernsehjuwel" ist das eine recht lieblose Präsentation.

Thomas Friedrich

D 1982 R: Peter F. Bringmann B: Matthias Seelig K: Helge Weindler D: Sascha Disselkamp, Maria Ketikidou, Uwe Enkelmann (= Uwe Bohm), Rolf Zacher, Werner Hansch; keine Extras