DR. HOUSE (2)

Die Viren-Jäger

Eigentlich sollte »Dr. House« ein Krimi werden. Dann wurde es eine der erfolgreichsten Arzt-Serien. Die 2. Staffel ist jetzt erschienen

Der Doktor ist defekt. Er hinkt, er hängt an Schmerzmitteln und er geht mit seiner Klugscheisserei und allgemein rüpelhaften Betragen allen Kollegen schwer auf den Geist. Den Patienten auch, falls sich der verschrobene Star-Diagnostiker in Amerikas zur Zeit erfolgreichster Fernsehserie überhaupt mal an ein Krankenbett bemüht. Lieber klärt er komplizierte Fälle mit genialischem Grübeln und riskanten Verordnungen vom Hinterzimmer aus. Der Brite Hugh Laurie wurde für seine Verkörperung des Albtraum-Arztes mehrfach preisgekrönt, seine Serie räumte vom Start weg jede erhältliche Fernsehauszeichnung ab.
Dabei war Dr. House gar nicht dabei als die Serie entwickelt wurde. Das erzählen Produzenten und Schauspieler in einem der vielen Extras der gerade erschienen 2. Staffel. Die Serie sollte eine Art CSI im weißen Kittel werden, die medizinische Diagnose wie eine detektivische Ermittlung erscheinen. An der Entwicklung war unter anderem Bryan "X-Men" Singer beteiligt, der in den ersten Folgen der ersten Staffel auch noch Regie führte, dann aber nur noch als Produzent gelistet wird.
Am Anfang überfällt meist eine Krankheit aus heiterem Himmel ein unschuldiges Opfer, später sucht ein Spurensicherungs-Team den Tatort nach Giften oder Bakterienträgern ab, immer wieder führen Computereffekte tief in den menschlichen Körper hinein, und mehrmals spielt Dr. House gar zur Entspannung die Titelmusik von CSI New York.
Am stärksten ist aber die Verwandschaft zu Sherlock Holmes. Ein sozial schwer erträglicher Sonderling mit Drogenproblemen klärt Rätsel, mehr aus Logik-Lust denn Mitgefühl, er wohnt im Appartment 221b, und nur ein für die Handlung eher unwichtiger Freund (James Wilson statt John Watson) sieht den seelisch behinderten Menschen hinter der Figur.
Natürlich menschelt es auch gewaltig, trotz spröder Differential-Diagnosen und Medi-Talk. Weshalb hasst House seine Ex-Frau? Wie behandelt er ihren neuen Mann? Hat die süsse Assistentin Aids? Ist der clevere Assistent ein Karrierist? Kann die Klinik-Chefin ihren Rüpel halten?
Die Serienmacher haben Humor genug, ihre seltsamen Diagnosen und deren vorhersehbare Dramaturgie (der erste Verdacht ist immer falsch) in den Extras auf den Arm zu nehmen.
Ein schnelles Medley zeigt, wie oft in den ersten Staffeln irgendwer auf "Lupus" tippt, eine eher seltene Autoimmun-Erkrankung mit diffusen Symptomatiken.
Es stimmt nie.

WING

Dr. House - 2. Season, 6 DVD. Audiokommentare, Outtakes, Alternative Szenen. Universal 2007