ICH HABE DEN ENGLISCHEN KÖNIG BEDIENT

Sanfte Tableaus

Jiri Menzel verfilmt die jüngere tschechische Geschichte in gewohnt verschmitzter Art und Weise

Nach einem Roman von Bohumil Hrabal beobachtet Menzel, der seit 1994 keinen Feature-Film mehr gedreht hatte, den Untergang Tschechiens aus der Perspektive des eher klein geratenen Kellners Jan Dite. Der dienert sich vom Getränkebringer hoch zum Kellner in einen Luxuspuff, bis er am Ende blonde nackte Mädels bedienen darf, die in einem Lebensborn von schneidigen SS-Männern begattet werden.
Mit erotischen Abenteuern angereichert und, trotz der drastischen Geschichte mit sanftem Witz und bösem Humor inszeniert, ist Menzels Film vor allem eines: stilvoll.
Er feiert die Pracht vergangener Tage in Prag, bei ihm sieht Reichtum nicht nur gut aus, er kommt auch kultiviert daher. Selbst die Nazi-Episoden führen nicht zum stilbruch: Ganz Tschechien weint wenn Hitler im Radio droht und tobt und den Untergang des tschechischen Reiches ankündigt.
Immer wieder friert der Film seine Bilder zu Tableaus ein, in denen die Schönheit des Augenblicks gefeiert wird: Eine nackte Dame, mit Blumen bedeckt oder verführerisch auf einem sich drehenden Tisch präsentiert, während um sie herum kultiviert gespeist wird - das sind Bilder bei denen der Film die Zeit anhalten möchte, und der Zuschauer gleich mit.
Julia Jentzsch als deutsche Lehrerin Liza und schließich Gattin des Helden beweist sowohl erotische als auch komische Qualitäten. Ihre Nazi-Matrone ist gleichzeitig bedrohlich und lächerlich. Wie überhaupt Menzels Film eine ganz erstaunliche Balance findet, wenn es um das Thema Deutsche und Tschechen geht.
Dass der Film im Kino so unterging ist ebenso unverzeilich wie der bescheuerte deutsche Titel: "Sündiges Prag - Ohne Skrupel lebt sich´s leichter" - die Differenz dieses Titels zum Originaltitel (ein Angeberspruch eines Oberkellners) beschreibt ungefähr den Unterschied zwischen deutschem Humor und dem Rest der Welt.

thf

Obsluhoval jsem anglického krále Tschechien 2007. R: Jiri Menzel. B: Jiri Menzel, nach einem Roman von Bohumil Hrabal K: Jaromir Sofr D: Ivan Barnev, Oldrich Kaiser, Julia Jentsch, Martin Huba. Keine Extras