CROSSING JORDAN (1)

Wie alles anfing

Boston ist ein guter Ort für freche Frauen

Der Hype um die Toten begann 2001, als Crossing Jordan von NBC ausgestrahlt wurde und es im US-TV plötzlich erlaubt war, Leichen in der Gegend herumliegen zu lassen und in Großaufnahme eklige Details aus im Prinzip ekligen Körperöffnungen herauszuholen.
Serien-Erfinder Tim Krings hatte eigentlich eine Serie über einen weiblichen Kleinstadt-Sheriff schreiben wollen - eben jene Figur mit Vaterkomplex, toter Mutter und irischem Temperament, die dann auf Wunsch des Senders zum "Coroner" wurde und somit Dinge tun musste, die ein Coroner eigentlich nicht tut.
Die charmante Jill Hennessy in der Titelrolle tröstete über so manche Unlogik in der Serie hinweg. Auch die Idee, Jordan mit einer Reihe skurriler Kollegen zu umgeben, wurde nur halbherzig verfolgt. Die Co-Stars kamen nicht einmal im Serienvorspann vor und wurden erst in der dritten Staffel mehr in den Vordergrund geschoben, als die Hauptdarstellerin wegen Schwangerschaft ausfiel.
Insgesamt war die Serie immer erstaunlich bieder gemacht. Die Schärfe der Dialoge steht in keinem Verhältnis zur schwerfälligen Inszenierung. Der jetzt erstmals (auf 6 DVD) vorliegende ersten Staffel der Serie merkt man ihr Alter von acht Jahren deutlich an, nicht nur an der mangelnden Bildqualität. Crossing Jordan - Pathologin mit Profil (wie die Serie bei VOX hieß) wurde nach der 6. Staffel eingestellt und war eine der erfolgreichsten TV-Shows. Den zwangloseren Umgang mit Tod und Toten haben wir der Serie ebenso zu verdanken wie die endlosen Leichenfledderer-Serien, die danach kamen.
Kleiner Gag am Rande: Die Serie spielt nicht nur in Boston, der ewigen Heimatstadt von Ally McBeal, das "Institut", in dem Jordan arbeitet, sieht der Anwaltskanzlei aus der Nachbarserie plagiatsverdächtig ähnlich.

Alex Coutts

Crossing Jordan Season 1. USA 2001. Extras: Entfallene Szenen. Interviews mit Schauspielern, Produzenten, dem Autor.