JUNGES DEUTSCHLAND

Wie wir waren

Spiel-Doku über 80 Jahre Jugend

Anna Maria Mühe und Kostja Ullmann sind halbwegs junge Schauspieler. Für diese ARD-Produktion schlüpfen sie in die Kostüme früherer Jugend-Generationen, blättern in alten Fotoalben, lesen aus echten Tagebüchern und Briefen vor, spielen ganze Szenen im Damals. In geschickten Fotomontagen und täuschend echt manipulierten Filmschnipseln tauchen so die immer gleichen Gesichter in immer wieder anderen Zeiten auf. Als Dienstmädchen vom Lande in der großen Stadt, als Wandervogel, als Kaisers Gymnasiast, als Hitlerjunge oder Edelweißpirat. In 90 Minuten bringt Filmemacher Jan Hinrich Drews eine erstaunliche Menge unterschiedlicher "Jugendlichkeiten" unter, und der stete Wechsel der Darstellungsformen beugt der Ermüdung vor: Echte und "auf echt" nachgemachte Zeitbilder, ein bisschen schulfernsehhaft vorgelesene Dokumente, schöne Zwischenszenen im Kostüm, aber außerhalb der Rolle. Dafür kommt natürlich jedes einzelne Thema viel zu kurz. Wer noch nie vorher von der bündischen Jugend hörte, weiß auch jetzt nicht viel mehr. In den Extras urteilt Jan Hinrich Drews, im Grunde unterscheide sich das Gefühl, jung zu sein, gar nicht so sehr mit den Jahren. Nur die Kluft wechselt.
Und es macht Spaß, mit Anna und Kostja im Fundus zu wühlen, in Omas Kleid und Opas Stiefel zu schlüpfen und ein Jahrhundert Aufbruch und Begeisterung nachzuspielen. Die Doku beginnt 1910 und endet mit dem Mauerfall. Wir hätten gern noch länger gekrost.

-w-

D 2014. R + B: Jan Hinrich Drews K: André Lex D: Anna Maria Mühe, Kostja Ullmann. 90 Min. E: Behind the Scenes, Interviews