SCHATTEN ÜBER DEM KONGO

Weisse Verbrechen

Die Geschichte Afrikas am Beispiel des Kongo

Adam Hochschilds Buch Schatten über dem Kongo beschreibt in aller Ausführlichkeit die Geschichte eines ganz besonderen Verbrechens. Nämlich wie sich der belgische König Leopold II. im 19. Jahrhundert ein ganzes Land und den Kongo jahrzehntelang als Privatplantage betrieb. Während in England gerade die Sklaverei abgeschafft worden war, ließ Leopold in Belgien Schwarzen die Hände abhacken, wenn sie nicht genug Kautschuk in seine Plantagen schleppten. Seine Truppen überfielen Dörfer, nahmen die Frauen als Geiseln, die solange festgehalten und gequält wurden, bis die Dorfgemeinschaft genug Elfenbein oder Kautschuk abgeliefert hatte. Als die ruchlosen Verbrechen des belgischen Königs auch in der europäischen Öffentlichkeit bekannt wurden - Leopold hatte sich dort als "Befreier" der Sklaven feiern lassen - verkaufte der raffgierige König "sein" Land an den belgischen Staat.
All das steht in Hochschilds Buch. Die US-Schauspielerin Pippa Scott nahm das Buch als Grundlage, um aus dieser Geschichte einen Dokumentarfilm zu machen. Der erzählt - natürlich stark verkürzt - diese Kolonialgeschichte in starken Bildern, im Original sprechen dazu Don Cheadle und Alfre Woodard den Text des Films. Der Film, 2008 vom WDR eingedeutscht und jetzt in beiden Fassungen auf DVD, verlängert diese Geschichte ausführlich bis in die Gegenwart. Er sieht die Ermordung Lumumbas, die fortgesetzte Ausbeutung durch Mobutu (im Auftrag des Westens) und den seit Ende der 90er tobenden "Afrikanischen Weltkrieg" im Kongo als direkte Folge dieser kolonialen Vorgeschichte. Denn so reich der Kongo auch an Bodenschätzen ist, seine Bewohner gehören bis heute zu den Ärmsten der Welt. Im Schatten des Kongo ist daher auch eine exemplarische Geschichte über die Verbrechen des Kolonialismus und ihre anhaltenden Folgen.

Alex Coutts

Leopolds Ghosts. USA 2006. R: Pippa Scott. Nach dem Buch von Adam Hochschild. Deutsche & US-Fassung (ohne Untertitel).