LOST

Inselkoller

Die zweite Staffel der Robinsonade »Lost« läuft endlich im Free-TV

Was steckt hinter dieser gottverdammten Luke? - das Ende der ersten Staffel bestand darin, dass die gestrandeten Inselbewohner eine Luke im Boden öffneten und in eine Bunkeranlage starrten.
Nach den Premiere-Abonnenten empfangen jetzt auch die Zuschauer auf den billigen Plätzen die zweite Staffel, jeweils montags um 21:15 auf ProSieben. TV-Spontis, die ohne Vorkenntnisse einfach mal kurz reinzappen wollen, dürften aber schnell überfordert sein. Die Serie hat über 16 Hauptdarsteller, ständig kommen neue hinzu, während andere ins Gras respektive in den Sand beißen.
Die unbekannte Pazifik-Insel, auf der sich die Überlebenden eines Flugzeugabsturzes durchschlagen müssen, hat es in sich: Fiese Halluzinationen, ein im Urwald vermutetes Untier, unheimliche Funksprüche und dann noch die gefürchteten The Others. Daneben haben die Hauptdarsteller mit den Dämonen aus ihrem Vorleben zu kämpfen. Drogensucht, Zahlenflüche, Inzest, Mord und Folter ... die Biographien der Neu-Insulaner sind mitunter gruseliger als sämtliche Monster des Eilands.
Deswegen bestand auch ein Grossteil der ersten Staffel aus Rückblenden, in denen frühere Schicksalsschläge der Überlebenden gezeigt wurden. Und während im Internet die Köpfe wegen ständig neuer Insel-Mysterien qualmen, wird in jeder Folge ganz gemächlich die Perspektive eines weiteren Lost-Darstellers nacherzählt.
Ohne spoilern zu wollen: der Rückblenden-Terror wird anfangs auch in der zweiten Staffel fortgesetzt. Aber nach einem lahmen Anlauf kommen verstärkt The Others, das von Beginn an unheimlichste Phänomen der Serie, ins Spiel. Die Anderen sind vermutlich alteingesessene Inselbewohner, die sich unter die mehr als 48 Überlebenden mischen, sie ausspionieren, kidnappen und sogar töten.
Durch die eskalierenden Übergriffe der Anderen gerät die zweite Staffel deutlich düsterer und brutaler als die erste. Völlige Aufklärung ist am Ende wieder nicht zu erwarten, schließlich soll schon am 4. Oktober bei ABC die Season 3 anlaufen.
Religiös eingestellte Lost-Fans posten die Net-Foren mit Erklärungen um Gott, Schuld und Sühne voll. Die Naturwissenschafts-Fraktion hält dagegen die Insel mitsamt ihren Wundern (ein Gelähmter kann wieder gehen!) für ein aus dem Ruder gelaufenes Militär-Experiment. Auch die Koma- und Psychiatrie-Theorie ist recht beliebt, wonach alles nur ein Wachtraum von Patienten unter Drogeneinfluss ist.
Produzent und Regisseur J.J. Abrams (Felicity, Alias, Mission Impossible III) wird mit dem Spruch zitiert: "Wenn ihr denkt, ihr seht nur eine Serie über Gestrandete auf einer Insel, seht ihr eine andere Serie als ich".

Frank Krings

Lost: Die komplette 1. Staffel (7 DVDs mit 25 Episoden incl. Pilotfilm als Box, div. Extras, Deutsch)