Auf den Spuren des Marsupilami

Spaß im Dschungel

Diese französische Komödie war wohl zu witzig fürs deutsche Kino

In Frankreich ist das Marsupilami, erfunden von dem genialen Comiczeichner und - texter André Franquin, entschieden populärer als hier. Alain Chabats Komödie war wohl auch deshalb mit 8 Millionen Besuchern dort ein Hit. Der Film funktioniert allerdings auch ohne genauere Kenntnis des gelbschwarzen Knuddeltiers, das tief im Dschungel von Palumbien lebt, gerne Piranhas frühstückt und über viele Comicabenteuer hinweg ein schlagkräftiger Gefährte des Duos Spirou & Fantasio war.
Chabat hat sich nicht auf den Niedlichkeitseffekt verlassen. Sein Dschungelabenteuer folgt einem gut gebauten Drehbuch, an Decors und Schauspielern wurde nicht gespart, gedreht in Mexiko wegen des schönen Dschungels. Chabat spielt den trotteligen Journalisten Geraldo, der in Palumbien auf den Kleinbetrüger Pablito trifft. Da Geraldo aus Frankreich kommt, wird er allerdings schon am Flughafen von der Polizei des fiesen General Pochero (göttlich: Lambert Wilson) verschleppt, der ein glühender Celine Dion-Fan ist und von Geraldo erwartet, Kontakt zu Madame Dion herzustellen.
Gleichzeit forscht Professor Hermoso, Botaniker im Auftrag des Generals, nach einem Jungbrunnen-Mittel, und da kommt das Marsupilami ins Spiel, dessen Leibspeise aus jener Orchideenart besteht, die, oral verabreicht, enorm verjüngend wirkt.
Diese kindgerechte Geschichte hat Chabat mit großem Aufwand und enormen Witz inszeniert. Es gibt Tanzeinlagen Palumbischer Indios, eine wundervoll geschmacklose Szene, in der ein Chihuahua und Sex eine große Rolle spielen, spuckende Lamas und scheintote Papageien, Christopher Lambert im Goldlamé-Kleidchen und einer furiosen Karaoke-Nummer als Céline Dion, Wortwitz, wilde Dschungellandschaften und wundervolle Sets (das Forschungslabor von Professor Hermoso ist aufwändiger als Franquin das je hätte zeichnen können), und es gibt natürlich das Marsupilami, etwas fluffig-flauschiger als bei Franquin, aber mit großem Aggressionspotential.
Wenn der kleine schwarzgelbe Fleischklops die Bösewichter souverän auseinandernimmt, hat das durchaus die Sklapstick-Qualitäten Franquins, dessen seriell angeordnete Unfälle zum besten gehören, was je in Comics schiefging.
Neben dem farbkräftigen, gut durchgezeichneten Bild bietet die Blu-Ray den deutschen und französischen Ton und eine Fülle Extras, von den Dreharbeiten über digitale Entwürfe bis hin zu der ausführlichen Paya-Tanznummer "Houba Houba Dance", einer Mischung aus Tanz und Akrobatik, die so witzig und politisch inkorrekt ist wie der ganze Film, der es nie ins deutsche Kino schaffte.

Victor Lachner

Sur la piste du Marsupilami F 2012 R: Alain Chabat B: Alain Chabat, Jeremy Doner; nach dem Comic von André Franquin K: Laurent Dailland D: Jamel Debbouze, Alain Chabat, Fred Testot, Lambert Wilson E: Making of, Darsteller, Drehort, Digitales, Tanznummer