MIRAL

Palästinas Frauen

Julian Schnabel verfilmt das Leben seiner Freundin

Seine jüdische Mutter wollte unbedingt, dass er mal einen politischen Film über Palästina macht. Vielleicht ist er deshalb so weiblich geworden. Sicher aber auch, weil er das autobiografische Buch von Rula Jebreal zur Vorlage nahm und die während der Recherchen zu seiner Lebensgefährtin wurde. Schnabel/Jebreal erzählen von der palästinensischen Waise Miral, deren Mutter Nadia und von Hind, der Leiterin eines Heims für Kriegswaisen in Jerusalem. Diese Mutter der palästinensischen Friedensbewegung steht für die gute Seele der Araber, Mirals Mutter steht für ihre Opferrolle, wird früh vergewaltigt und bringt sich später in wogenden Wellen um, was der gelernte Maler Schnabel mit ausgesucht gefühlssteuernden, ja kitschigen Bildern illustriert. Miral schließlich steht für die zerrissene Seele. Sie wächst bei Hind auf, lernt Kultur und Bildung schätzen und kann doch nicht anders, als sich der Intifada anzuschließen. Und wer würde da nach diesemFilm nicht mit machen wollen?
Miral sei trotzdem keine Propaganda, meint Julian Schnabel, weil Verständnis für die eine Seite ja nicht eine Verurteilung der anderen einschließe. Auch sei das Drehteam palästinensisch-israealisch gemischt gewesen, ein utopischer Vorgriff auf das Land, wie es einmal werden könnte. Und schließlich sieht Miral viel zu gut aus und lässt seine Frauen viel zu beeindruckend spielen, um seine Wirkung auf nur eine Botschaft zu reduzieren.

-w-

F/Israel/Italien/Indien 2010. R: Julian Schnabel B: Rula Jebreal K: Eric Gautier D: Hiam Abbass, Freida Pinto, Yasmine Al Massri. Willem Dafoe, Alexander Siddig, Vanessa Redgrave. Extras: Treffen und Interviews mit Julian Schnabel und Rula Jebreal