MOONLIGHTING 1 & 2

Frühreif

»Das Model und der Schnüffler« hat mal das Fernsehen verändert

Die 80er - unendliche Ödnis. Im Fernsehen geben sich selbstähnliche Detektiv-Shows die Klinke in die Hand. Dallas und Dynasty, jede für sich ein entsetzlicher Mist, bereiten den Weg für weitere, schlimme Dramolettchen vor. Ronald Reagan ist Präsident der USA, in Deutschland haben 16 Jahre Kohl-Bräsigkeit begonnen - es gibt wenig zu Lachen.

Und dann kam Moonlighting (in Deutschland Das Model und der Schnüffler), eine kleine Auftragsarbeit des Senders ABC. Der hatte den Autor und Produzenten Glenn Gordon Caron damit beauftragt, eine Detektiv-Show zu schreiben und zu produzieren. Caron langweilte diese Art von Serien inzwischen und er schrieb deshalb ganz etwas anderes: Eine Comedy-Krimishow, in deren Verlauf es immer unwichtiger wurde, wer der Mörder war und ob er erwischt wurde. Wichtig waren die Wortgefechte der Protagonisten Cybill Shepherd und Bruce Willis.

Als Partner der Detektei "Blue Moon" werden Shepherd und Willis zwar in konsequent abstruse Kriminalfälle verwickelt, in Wahrheit aber ist Moonlighting eine Geschlechter-Komödie, in der die ewigen Gegensätze zwischen Mann und Frau verhandelt werden. Witz und Tempo der Dialoge sind dabei atemberaubend und werden mit den Screwball-Comedys von Howard Hawks verglichen, zumal Caron auch die klassische Konstellation übernimmt: Die Frau ist smart, der Kerl ist witzig, aber blöd. Dialoge zwischen Shepherd und Willis funktionieren daher meistens so: "Mr. Addison, Sie sind das Abscheulichste, was ich kenne!" - "Sie sollten mehr unter Leute gehen."

Caron traut sich allerhand. Er läßt eine Folge in Schwarzweiß drehen (und kann den todkranken Orson Welles überreden, die einleitenden Worte zu sprechen), er läßt die Schauspieler direkt in die Kamera agieren und reißt die vierte Wand ein: "Sie können doch hier nicht einfach so reinplatzen!" - "Beschweren Sie sich bei den Drehbuchautoren". Schon in der zweiten Season dreht sich die Kamera um 180 Grad und zeigt das Team - und dann singen alle gemeinsam ein Weihnachtslied.

Vieles wird man später in anderen Shows wiederfinden, zum Beispiel in Ally McBeal. Greg Germanns "Fish" ist eine direkte Adaption von Willis' Rolle; selbst das Ally-tpische Scratch-Geräusch bei stoppender Filmmusik ist hier zu hören.

Neben den Dialogen sind auch die Plots ungewöhnlich: mal beantragt ein irischer Kobold Personenschutz ("Jemand will meinen Goldtopf stehlen!"), und in der Weihnachts-Show tauchen drei (!) FBI-Agenten namens "King" auf, um eine "Mary" zu beschützen.

Die Show wird ein Hit. Obwohl als Minderheitenprogramm angelegt, lieben Kritiker und Zuschauer die Serie. Sie wird auf den Titelseiten fast aller Illustrierten gefeiert, für Willis, damals schon mit zurückweichendem Haaransatz ringend, beginnt eine große Karriere (leider nicht als Erzkomödiant sondern als Action-Star).

Jetzt gibt es Season 1 & 2 zusammen in einer Box auf 6 DVD, ergänzt um drei kleine, interessante Features über die Geschichte der Show. Und endlich kann man den vollen Witz der Schnellfeuer-Dialoge und die unendlich vielen Anspielungen im Original verfolgen.

Victor Lachner

Moonlighting 1 & 2 (23 Episoden). 6 DVD, 3 Features