THE RAVEN

Kill your Idol

John Cusack stirbt als Edgar Allan Poe an seiner Phantasie

Die Idee ist gut: Aus den letzten Tagen des seltsamen Dichters Edgar Allan Poe und einigen neumodische Zutaten soll so etwas wie Guy Ritchies Sherlock Holmes trifft den Zodiac-Killer werden. Ein Fiesling mordet nach den Mustern von Poe-Geschichten, versteckt Hinweise an den Leichen, entführt gar dessen Verlobte und zwingt den Schriftsteller in einer Schaffenskrise dazu, die Schritte der Ermittlung in der Zeitung zu beschreiben. John Cusack gibt den düsteren, vom Tode besessenen Dichter recht überzeugend, und Regisseur James McTeigue zaubert aus den billigen Drehorten in Serbien ein schön gruseliges Baltimore. Aber die Seele fehlt, sowohl das Feuer in der Romanze als auch der Konflikt zwischen moderner Ermittlung (Poe hat das Wort "Detective" erfunden) und symbolistischer Motiverforschung. Einmal seziert der Film-Poe ein menschliches Herz und verfüttert es anschließend an sein Haustier. Die Drehbuchautoren waren bestimmt stolz auf die Szene, aber der Regisseur verschenkt sie. Wie auch die meisten Anspielungen auf Poe-Morde, vom Pendel des Todes bis zum Fall Waldemar. Die ziemlich spannende historisierende Serien-Killer-Jagd leidet unter den bloß bremsenden Biographie-Einsprengseln, und die große Schlussgeste, in der ein Leben für ein Leben gegeben werden soll, bleibt nicht nur unmotiviert sondern kriegt auch noch einen Mörder-Fang-Nachklapp, der überhaupt nicht zu Poe passt. Trotzdem hat der Film nicht die katastrophale Kassenpleite verdient, mit der er in Amerika unterging.

-w-

USA 2012. R: James McTiegue B: Benn Livingston, Hannah Shakespeare K: Danny Ruhlmann D: John Cusack, Luke Evans, Alice Eve, Briendan Gleeson. E: Deleted & Extended Scenes, Featurettes