Sag nicht, wer du bist!

Psycho

Xavier Dolan hillbillyt Hitchcock

Ich bin Xavier Dolan und ein Genie" sagt der vierte Film des 25jährigen mit jedem Bild. Meistens ist er eh selbst zu sehen, wie er sensibel leidet. Sogar im Nachspann taucht er immer wieder auf. Als Regisseur, Autor, Cutter, Produzent, Kostümbildner und Untertitler für das französische Original. In Tom à la ferme wird nämlich breites, ländliches Québécois gesprochen, wenn auch nicht viel. Ein wilder Schönling reist aus der großen Stadt Montreal in den Hinterwald, um seinen Freund zu beerdigen. Auf dessen heimatlicher halbverfallener Farm trifft er dessen Mutter, die von ihm, Tom, nichts weiß, und den Bruder des Toten, der ihm gleich in der ersten Nacht brutal klar macht, dass sie nie von der Männerliebe ihres Sohnes erfahren darf. Verängstigt, aber auch fasziniert bleibt der Besucher stumm, verfängt sich unklar in der desolaten Restfamilie und wird beinahe der neue Jungbauer. Bis Francis, der offen aggressiv latente Klemmschwule, ihn einmal durch ein Maisfeld jagt, einmal unter der Dusche überfällt. Doch der kleine klaustrophobische Psychothriller erschöpft sich nicht in der Hommage und entschließt sich nicht zum stets drohenden Blackwoods-Horror. Dolans Adaption eines Theaterstücks beunruhigt ziellos, mit vielen Längen und leeren Motiven, aber auch mit ungewohnter Strenge der filmischen Mittel. Und einem mitunter ehrfurchtsvoll nach Hitchcocks Bernard Herrman klingenden Score von Oscar-Preisträger Gabriel Yared.

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Tom à la ferme. K 2013 R: Xavier Dolan B: Xavier Dolan, Michel Marc Bouchard K: Andre Turpin D: Xavier Dolan, Pierre-Yves Cardinal, Lise Roy, Evelyne Brochu. 102 Min.