SENSELESS - DER SINNE BERAUBT

Folter für alle

Ein blutiger Crash-Kurs in Wertekunde

Der Plot ist alt und längst zu Tode gedreht: Ein Unschuldiger wird eingesperrt und böse malträtiert; derweil stimmen Zuschauer im Internet darüber ab, welches Körperteil als nächstes dran kommt. Im Spielfilmdebüt von Simon Hynd wird aber fast ein philosophischer Politthriller daraus. Das Opfer ist ein amerikanischer Yuppie, der erst allmählich lernt, dass er als Kreditvermittler weltweit Unheil anrichtete; die irgendwie ökologischen (und französischen) Folterer nehmen ihm einen Sinn nach dem anderen (zuerst wird die Zunge gebügelt), um die Genusssucht zu strafen; und der Regisseur übersetzt den angerichteten Schaden weitgehend stimmig in Wahrnehmungseffekte für den Zuschauer (incl. Schwarzfilm). Die packen so, dass der Film keine Jugendfreigabe kriegte, obwohl man vom allmählichen Zerstückeln des Subjekts fast nichts sieht.
Horrorfans mögen sich langweilen und Kammerspiel-Dramaturgen Fehler in einer romantischen Nebenfigur bemäkeln: Senseless funktioniert als Low-Budget-Seminar über Gewissensfragen ganz gut.

-mh-

UK 2008. R: Simon Hynd B: Simon Hynd, nach dem Roman von Stona Fitch K: Trevor Brooker D: Jason Behr, Emma Catherwood, Joe Ferrara. Extras: Trailer, Leseprobe aus dem Roman