THE END

Gangster und Gentlemen

Armut als die Mutter der Revolution und des Verbrechens

Diesen dunklen Gestalten möchte man nachts lieber nicht begegnen. Oder sie überhaupt kennen. Was aber, wenn einer von ihnen dein Vater ist? Dieser Frage widmet sich die junge Britin Nicola Collins auf eine beeindruckend mutige Art. Sie porträtiert in eindrucksvollen Schwarzweiß-Aufnahmen das Leben ihres Vaters und seiner Gangster-Kumpanen. Wobei sie sich selbst nicht als Gangster bezeichnen, sondern schlicht und einfach als "Freunde" und vor allem als Gentlemen.
Großgeworden im Londoner East End zwischen Armut und Gewalt, sind die Herren, heute bereits im gediegenen Alter, furchtlos und an alles gewöhnt. Seien es der Bankräuber Victor Dark, der sogenannte Vollstrecker Danny Woolard, der Preisboxer Pretty Boy Roy Shaw oder der Vater der Regisseurin Les Falco: jeder behauptet von sich, mehr Gewalt und Tote gesehen zu haben als viele in ihrem Leben je sehen werden.
Ob sie stolz sind auf ihre Taten? Nein, aber sie haben sich, im Gegensatz zu der jüngeren Generation, immer an die Regeln ihrer alten Schule gehalten: Nie gegen Frauen und Kinder, weder Freund noch Feind bei der Polizei verraten und die Folgen seiner Taten tragen.
Obwohl das Gefängnis das große Schreckgespenst in der Szene ist, hält es die East Ender nicht von waghalsigen kriminellen Aktionen ab. Bei manchen Geschichten beschleicht einen eine regelrechte Gänsehaut.
Die Dokumentation zeigt das Londoner East End von früher und seine Originale der alten Garde authentisch, zum Teil erschreckend menschlich und ist in jedem Fall sehenswert.

Setlana Romantschuk

USA 2008, R + K: Nicola Collins; M: Nick Page