Ein Tick Anders

Fluchen erlaubt

Die Klimbims haben jetzt auch Tourette

Ficken! Wichser! Arschloch!" - das plötzliche Ausstoßen obszöner Worte ist eine Form von Tourette. Eva hat Tourette. Trotz ihres Problems ist Eva zufrieden, was vor allem an ihrer durchgeknallten Familie liegt: Eine Oma, mit der Eva als Ventil für ihre Tics Playmo-Figuren mit dem Luftgewehr umlegt; ein kleinkrimineller Onkel, der mit seiner Gurkentruppe vom fernen musikalischen Durchbruch träumt; eine Mutter mit Kaufsucht, und zu guter Letzt ein arbeitsloser Vater, der in Bürokluft Bewerbungen in der Natur verfasst. Obwohl Eva bei ihrer schrulligen Familie Halt findet, ist sie durch ihre unkontrollierbaren Tics verunsichert. Ob Hitlergruß oder fremdenfeindliche Äußerung: Im Kreise der Lieben ist das Alltag, bei Außenstehenden ist das anders. Denn Evas Tourette meldet sich in den ungünstigsten Situationen. Etwa wenn sie einen süßen Jungen trifft und Bemerkungen wie "dicker Schwanz" aus ihr herausplatzen.
Gut visualisiert wird das Gefühl, das in Eva während eines Ticks aufkommt. Der "Schluckauf im Gehirn" wird mit schnellen Schnitten und einer Eva dargestellt, die versucht, durch eine Mauer aus transparenter Folie zu brechen. Ein Tick Anders ist eine nette deutsche Komödie, die durch ihren Charme überzeugt. Das Tourette-Syndrom wird nicht bagatellisiert und ist dennoch Anlass zum Schmunzeln. Da verzeiht man dem Film auch gern die teils realitätsferne Handlung.

-mb-

Deutschland 2011, R: Andi Rogenhagen, B: Andi Rogenhagen, K: Ralf Mendle, D: Jasna Fritzi Bauer, Waldemar Kobus, Victoria Trauttmansdorff, Stefan Kurt, Renate Delfs E: Videoclip zum Arschlicht-Song, Making Of