STAR TREK: VOYAGER

Ansätze von Charme

Die 6. Season im Paket

Mit der 6. Season waren Captain Janeway und ihre Crew ganz allein am Star Trek-Himmel: "Next Generation" und "Deep Space Nine" waren abgelaufen, die neue "Enterprise" gab's noch nicht. Und sie schlugen sich wacker. Zwar war, wie schon in der 5. Season, die Hauptstory-Line ("Nach Hause, nach Hause!") beinahe verblasst, aber man spielte, manchmal bravourös, SF-Geschichten mit der vertrauten Crew nach. Und die war endlich gut, endlich sicher, selbst Jakotay, Neelix und Tom Paris waren jetzt nicht nur zu ertragen, sondern hatten gar ihre Momente.
Und in keiner Season war die ruppig-uncharmante Janeway so schön wie hier, ja sie leistet sich sogar Ansätze von Charme und Keckheit (was mit ihrer Reibeisenstimme gar nicht so einfach ist). O-Ton Janeway über ein Hologramm, in das sie sich verliebt hat: "Sie wissen doch, wie das läuft: Mädchen trifft Junge, Mädchen ändert Subroutinen des Jungen"... sie hatte heimlich an dem Hologramm rumgeschraubt, bis der Kerl ganz ihrem Geschmack entspricht und nicht einmal mehr schnarcht. "The Voyager Conspiracy" ist ein schönes Lehrstück über Paranoia und Verschwörungswahn (Seven sieht plötzlich überall versteckte böse Pläne), "Blink of an Eye" ist eine klassische SF-Geschichte (ein Raumschiff hängt im Orbit fest und erlebt eine andere Zeitzone als die Planetenbewohner; nach zwei Monaten haben die sich vom Steinzeit- zum Raumfahrtzeitalter hochkultiviert und schicken dann einen Weltraum-Abschleppdienst). "Virtuoso" macht den Doktor zum Sanges-Star (und erzählt nebenbei, wozu Freundschaft und Musik gut sind), "Memorial" ist ein sehr intensives Anti-Kriegsstück und zeigt eine beinahe weise Janeway. Aber die wahre Gemme der Season und vielleicht der ganzen Serie ist "Muse", wo eine Art intergalaktischer Shakespeare in einem Amphitheater die Abenteuer des Raumschiffs Voyager (mit griechischen Masken!) aufführt, um seinen Lehnsherren vom Krieg abzuhalten. Hier geht es nicht mehr um die Voyager oder gar Science Fiction, hier geht es darum: warum wir einander Geschichten erzählen. Und ob sie uns vielleicht besser machen.
Im Vergleich zu früheren Ausstattungen fällt auch diese, wie schon bei der 5. Season, eher karg aus. Das schönste Special handelt von einem Verrückten, der aus allen (!) Trek-Produktionen präzise Sternenkarten der Quadranten erstellte. Da kann man sehen, wo noch nie jemand zuvor gewesen ist.

Alex Coutts

Star Trek: Voyager 6. 7 DVD, diverse Extras