DIE WELLE

Schulbuch-Moral

Die Neufassung ist nur peinlich

Der Roman stammt aus den Achtzigern und beruht auf "wahren Begebenheiten" an einer US-High School. Dort hatte ein Lehrer ein inzwischen sattsam bekanntes Experiment durchgeführt, in dem er seine Schulklasse in eine faschistische Gemeinschaft verwandelte. In der Neuverfilmung (mit Jürgen Vogel als Lehrer) spielt das Ganze an einem deutschen Gymnasium während einer Projektwoche zum Thema "Autokratie", auf das der ehemalige Hausbesetzer und jetzige Lehrer Rainer eigentlich genauso wenig Bock hat wie seine Schüler.
Als wär's nicht genug, dass sich Generationen von Schülern durch den Roman quälen mussten, jetzt gibt es auch noch eine "modernisierte" deutsche Filmversion, die unserer Jungend anscheinend besser zugänglich sein soll: die Anhänger der "Welle" tacken die gesamte Stadt mit ihrem neudesignten Zeichen voll, wie die vandalierende Jugend das heutzutage eben gerne macht. Aber trotzdem wählen sie als gemeinsame "Uniform" ein weißes Hemd oder eine weiße Bluse, sehr modern! Die Gymnasiasten, die kurz vor ihrem Abitur stehen, sprechen in einem "Slang", wie er zum Thema "Jugendsprache" im Deutschbuch steht, aber an keinem realen Gymnasium zu hören sein dürfte.
Das Ende des Films ist dann die Krönung der Klischeebedienerei: der Schüler aus dem zerrütetsten Elternhaus läuft Amok. Die Pistole wurde selbstverständlich im bösen, gefährlichen Internet erworben.
Bevor dieser Film zur Aufklärung der Schüler verwendet wird, sollten Lehrer ihre "Schützlinge" doch lieber wieder durch den veralteten Roman prügeln.

-jh-

D 2008 R: Dennis Gansel B: Dennis Gansel, Todd Strasser, Peter Thorwarth D: Jürgen Vogel, Frederick Lau, Max Riemelt, Jennifer Ulrich Extras: Audiokommentare, Hörfilm, Darstellerinfos, Making Of, Videotagebuch von Regisseur Dennis Gansel, Trailer&Teaser