UNCLE BONMEE ERINNERT SICH...

Thai Hard

Ganz langsames Sterben und Leben

Für die filmkünstlerische Relevanz des Films steht die goldene Palme von Cannes, für das dramatische Tempo aber auch die Eingangssequenz: 10 Minuten lang führt ein Bauer einen Wasserbüffel durch den Urwald. Wortlos.
Dann sitzen wir bei Onkel Boonmee auf der Veranda seines Dschungelhäuschens und warten mit ihm auf den Tod. Mal kommt ein Pfleger und drainiert ihm die Niere, mal kommt seine tote Frau und trinkt einen Tee, mal sein toter Sohn, der inzwischen zu einem Affen-Dämon wurde, und äußert sich kryptisch. Irgendwie scheint Onkel Boonmee sein unübersichtliches Leben und die Lage der Thai-Nation zugleich zu sortieren. Einschließlich der Sagen und Märchen. Haben da nicht mal Soldaten Bauern verprügelt? Hat da nicht mal ein Fisch eine Prinzessin geschwängert? Wer wird Onkel Boonmee gewesen sein und was wird Thailand werden?
Beiläufig bewegt sich der Regisseur Apichatpong Weerasethakul durch Realismus, Filmtrick und Traum, ebenso mühe- wie bewusstlos passen buddhistische Begräbnisrituale zum stummen Abend vor dem Fernseher. Kein westliches Auge sieht, was der Wasserbüffel am Anfang denkt. Davon handelt der Film.

-w-

Thailand 2010. R + B: Apichatpong Weerasethakul K: Yukontorn Mingmongkon, Charin Pengoanich, Sayombhu Mukdeeprom D: Thanapat Saisaymar, Jenjira Pongpas, Sakda Kaewbuadee. Extras: Interview