Deep Space Nine - 7. Season

Changelings

Nach dem Tod von Jadzia Dax betritt Nicole DeBoer als Ezri Dax die Bühne - und weiß bis zum Schluß nicht, was sie hier eigentlich soll. Das aber macht sie ganz bezaubernd, denn die Verwirrung über ihre Rolle gehört zur Rolle. Ezri bringt es fertig, eine Essensbestellung viermal zu canceln, weil sie sich nicht zwischen den Geschmäckern ihrer 8 vorherigen "Wirte " entscheiden kann. Von ihrer Vorgängerin Jadzia hat sie das flotte Leben 'rübergerettet: erst vögelt sie mit Worf - und flüstert dann im Traum "Küß' mich, Julian!", was Worf, der nunmal nicht Julian heißt, sehr persönlich nimmt. Julian, der Herzensbrecher, kommt endlich zum Zuge und darf mit Ezri eine Liebesgeschichte anfangen - und wir haben den Verdacht, dass sie sehr jener Liebe ähnelt, die er zu Miles O'Brien hegte - der am Ende leider als Professor für Plasmafluxkalibrierung oder so zur Erde zurückkehrt.
Gegen Ende griffen die Autoren noch einmal auf die Möglichkeiten der Holosuiten zurück. Ein echtes Highlight war da "Take me out to the Holosuite", fern aller düsterten Politik und Verschwörung spielt die ganze DS9-Mannschaft endlich - Baseball. Und verliert haushoch gegen die Vulkanier, was trotzdem gefeiert wird. Und wenn der säuerliche Vulkanier-Kommandant daneben steht und fragt, wieso hier was gefeiert wird, kriegt man's ganz deutlich gesagt: Die Vulkanier mögen die Klügeren und Stärkeren und Meister der Logik und Körperbeherrschung sein - aber den ganzen Spaß haben die anderen. Schon in der 6. Staffel war der Entertainer Vic Fontaine aufgetaucht, ein "Selbst-Bewußtes" Hologramm, wie es seit Folge 15 von "STNG" keines mehr gegeben hat, angesiedelt in einer Jazz-Bar des Jahres '62, ausgestattet mit einem wunderbaren Slang und viel Empathie. in "It's only a Paper Moon" hilft Vic dem kriegsverwundeten Nog über sein Schlachtfeld-Trauma hinweg; die Folge ist wieder einmal ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man Ernst und Humor verbindet, ohne dass beide sich dabei im Wege stünden. Die pure Hommage ist "Badda-Bing Badda-Bang", wo die Brückenoffiziere von DS9 "Ocean's Eleven" nachspielen und aus Freundschaft für Vic ein Las Vegas-Casino überfallen.
"Je mehr sich die Dinge ändern, desto mehr bleiben sie gleich" sind Quarks letzte Worte in der Serie. Nach diesem Motto haben die Autoren die politische Geschichte schwer durcheinander gerwürfelt. Die Föderation ist, nach ihrem versuchten Völkermord an den "Gründern", auch moralisch schwer beschädigt, Cardassia ist nahezu zerstört, "Die große Verbindung" wird durch Odo lernen, ihren Haß gegen die "Solids" abzulegen, und selbst auf Ferenginar wird Rom, der neue Große Nagus, die Reformen seines Vorgängers Zek fortführen und Sozialprogramme einrichten, die Demokratie einführen, Steuern erheben.
In der letzten Folge und der letzten gedrehten Szene haben sich Autoren und Produzenten unter die Statisten geschmuggelt, als Vic abschließend "The Way You Look Tonight" singt. Für die ganze Bande. Die mit 176 Folgen die beste aller Trek-Serien hinbekam. (7 DVD, viele Extras)

Alex Coutts