Sergieo Leones "Amerika Trilogie"

Spiel mir das Lied vom Tod - Special Collector's Edition

Clint Eastwood ist jetzt Charles Bronson, Eli Wallach wird von Jason Robards und Lee van Cleef von Henry Fonda gespielt. Ansonsten drehte Leone immer den gleichen Western, wobei dieser hier unbestreitbar sein bester ist: trotz schwachsinniger Dialoge und einer geradezu lächerlichen Typisierung sind Rhythmus, Kamerafahrten und Bildausschnitte bisweilen überwältigend gut und überleben sogar die Kitsch-Musik von Ennio Morricone. Das Shoot-Out ist nicht so überdehnt wie noch in "The Good, The Bad...", die Kamera kreist weniger als dass sie auf- und abtaucht in die ziemlich blöde Geschichte von drei Männern und einer Hure (Leones pubertäres Frauenbild wär hier wieder ein Thema für sich) und einem Bahnhof.
Die Doppel-DVD hat ein brillantes, digital überarbeitetes Bild und einen sehr guten Dolby-Ton (im englischen Original kann man sich jetzt Bronsons "Irgendwer wartet immer" sparen, das war eine Erfindung der deutschen Synchronisation).
Auf der ersten DVD sind der Film und Kommentare (u.a. von John Carpenter, John Milius und Alex Cox) enthalten. Die zweite enthält eine ca. 20minütige Dokumentation über die Entstehung des Films und ein paar läppische Bildergalerien. Alles wichtige steht sowieso im dicken Booklet, zum Beispeil dass Leone roten Sand aus dem Monument Valley an den Drehort nach Spanien enfliegen ließ. Ach, und doch noch was zum Frauenbild. Im Booklet wird Leone zitiert, über den Western und über Amerika. Wörtlich: "Es ging um den Untergang der letzten Ära in der amerikanischen Geschichte, in der Männer noch richtige Kerle waren, und darum, wie der Westen dem Matriarchat weichen mußte. Amerika ist das Land, in dem die Frauen die Hosen anhaben." - diese strunzdumme Frauenfeindlichkeit, die sich immer wieder in der Lust an der Vergewaltigung ergeht, ist ebenfalls Leones Markenzeichen. Claudia Cardinale muß in Once Upon a Time... zu Jason Robards sagen: "Sie können mich über den Tisch werfen und Ihre Männer auch noch reinholen und mich vergewaltigen lassen, daran ist noch keine Frau gestorben." Neben seinem Talent für Rhythmus, Details und Kameraeinsatz war Leone eben auch dies: ein dicker, dummer italienischer Macho. (2 DVD)

A Fistfull of Dynamite

lief als "Todesmelodie" im Kino und hat, wie alle Leone-Filme, keine Struktur, keine Geschichte, nur ein paar starke Szenen und beeindruckende Kameraschwenks. Der Italo-Stil ist hier schon zur puren Pose verkommen, James Coburn und Rod Steiger sollen den Western mit dem italienischen Neorealismus versöhnen, heraus kommt aber nur eine krude Mischung aus Revolutionskitsch, peinlichen Zeitlupen-Rückblenden und der hier wirklich üblen Musik von Ennio Morricone, der als Komponist mindestens so überschätzt wurde wie Leone als Regisseur, der in diesem Film nur eine Frau auftreten läßt - und die wird sofort vergewaltigt. (DVD, Mono-Ton, keine Extras)

Es war einmal in Amerika

der frauendeindlichste Mainstream-Film, der je die Weihen "Meisterwerk" erhielt. Tatsächlich ist der sentimentale Schmachtfetzen auch in der jetzt vorliegenden Langfassung nur eine wirre Filmoper, eine urbane Version von Bertoluccis "1900", nur erheblich dümmer. Sechs Drehbuchautoren murksten an der Story von Freundschaft, Verrat, Gewerkschaftsgeschichte und Korruption herum, aber vor allem hat sich Leones Frauenbild durchgesetzt: ein Mann muß ficken, sonst wird er nervös. Und Frauen sollten Männer nicht nervös machen. (Video & DVD)