RAUMSCHIFF ENTERPRISE: 2. Season

Der Nabel der Aufklärung

Das Original hat's jetzt auch zur DVD gebracht

Natürlich ist der Lack längst ab: die wackligen Styropor-Bauten, die lächerliche Schminke, all die SF-Gimmicks, die benutzt werden und offensichtlich das falsche Gewicht, die falsche Farbe oder die falsche Größe haben - die alte, erste Trek-Serie ist ein Artefakt, eine Lächerlichkeit erster Güte, ein Kasperle-Theater, in dem ein dicklicher (und zu seinem Leidwesen früh die Haarpracht einbüßender), mittelmäßiger Schauspieler viel zu viel Verantwortung zu tragen hat; in jeder Hinsicht.
Mehr war nicht?
Es ist drollig, wie der oben beschriebene (und billig zu habende) erste Eindruck verblasst, sieht man die alten Folgen wieder, optisch mächtig aufpoliert, im Ton deutlich verbessert, endlich in einer sinnvollen Reihenfolge. Denn natürlich sieht man all das sofort wieder - schlechte Tricks, wackelnde Kulissen, aufgeklebte optische Panels - aber man sieht auch ganz schnell das wieder, was die Serie groß machte: nicht nur den unbändigen Willen, Geschichten zu erzählen (und den Spaß, den die Schauspieler dabei hatten), sondern den beinahe verbissenen (und dabei sehr humorvoll vorgetragenen) Willen zur Aufklärung. Es ist leicht, heute über Gene Roddenberrys naiv-idealistisches Weltbild zu lächeln, in dem wirkliche Konflikte zwischen den Hauptfiguren verboten waren, weil die Welt eben einmal so schön werden wird. Aber noch heute kann einem der Atem stocken, wenn man sieht, welche Themen Roddenberry im Clownskostüm der Science Fiction dem Fernsehen in den 60er Jahren unterjubelte, vom Rassenhass über die Kritik an blinder Religiösität bis zur Kritik am Konzept der globalen "Abschreckung". In einer Zeit, als es in der TV-Unterhaltung verboten war, Vietnam auch nur zu erwähnen, machte Roddenberry den Dschungelkrieg zum Thema - und nur die Deppen in der Chefetage haben es nicht gemerkt, die Zuschauer schon.
Es ist das Verdienst dieser Edition, das nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. In diversen Specials erinnern sich Schauspieler, Autoren, Designer, Bühnenbildner und Produzenten daran, was "Star Trek" damals war, wie es ihr Leben veränderte. Erzählt werden nicht die alten Geschichten, wie sehr Nimoy und Shatner sich bisweilen nicht gemocht haben (um's vorsichtig zu sagen), sondern: wie schwierig es war, den nackten Bauchnabel des schwarzen Kommunikationsoffiziers Uhura durch die Zensur zu schmuggeln. Oder: dass "Trouble mit Tribbles" anfangs dem Studio zu parodistisch erschien. Oder wie beeindruckend "Assignment: Earth" damals wirkte, jene Folge, in der die Enterprise der Menschheit einen Dritten Weltkrieg erspart, der durch das Wettrüsten droht (und wo Terri Garr eine bezaubernde Nebenrolle spielt). Bei so viel ehrlicher und fleißiger Arbeit an der Nostalgie der Aufklärung verzeihen wir es dem deutschen Betreiber fast, dass er auf das Paket der 2. Staffel schreibt, sie enthalte 8 DVD. Es sind nur 7.
Die 3. Season erscheint am 7. 12. und liefert in den Extras endlich den Pilotfilm "The Cage" nach. Den drehte Roddenberry schon mit Spock, aber ohne Kirk und Pille, mit einem Schönling als Käptn und seiner eigenen Frau als Erstem Offizier. Der Pilot fiel bei den TV-Chefs durch, die Enterprise wurde generalüberholt und Majel Barret musste von der Brücke. Sie kam als Krankenschwester zurück und wurde später die Übermutter im Star Trek-Universum.

-aco/wing-