Kurztipps 23/03

HORROR

Second Name - beinahe wär das abendfüllende Debüt des jungen spanischen Kurzfilmers Paco Plaza nicht nur beeindruckend sondern auch gut geworden. So ist es vorne ein eleganter Slow-Schocker etwa vom Omen-Typ. Ein Gynäkologe macht irgendwas mit der Heldin, deren Vater erschiesst sich, eine Freundin mag ihr Kind nicht kriegen, die Mutter in der Nervenklinik spricht ihre Tochter mit einem fremden Namen an, und Vaters Grab ist plötzlich leer ... huh, da schürzt sich was. Aber dann macht Plaza von allem zu viel, und vom komplizierten Buch (mit Wechselbälgern, einer mörderischen Sekte und einem geheimnisvollen Pater) bleibt nur noch ein ungutes Gefühl zurück. Dafür sind die vielen Interviews mit Team und Produzent im Special-Teil eine Freude: wie ein kleines Film-Land Genre-Kino mit eigenem Stil machen will. (DVD)

KRAWALL

Desperado - mit aller Gewalt macht Rodriguez sich über sämtliche Mexikaner-Klischees lustig, indem er sie andauern zitiert, und durschreitet dabei die Action-Geschichte von Sam Peckinpah zu John Woo. Antonio Banderas ist immer gut, wenn er Dummköpfe spielt - hier ist er hervorragend. Das Drehbuch bricht leider nach 45 Minuten zusammen, aber die dann folgende Nummernrevue ist immerhin unterhaltsam. Und sehr blutig - in der "ab 18"-Fassung jedenfalls. Da erzählt Rodriguez in einem launigen Regie-Kommentar auch, wie praktisch das ist, sein eigener Cutter zu sein: man kann die Fehler, die man als Regisseur gemacht hat, wunderbar ausbügeln. (DVD)
Gangs of New York - Scorseses "Heaven's Gate", nur doppelt so langweilig. Der Film würgt seine Plot-Points ständig ab, kann sich nicht zwischen archaischer und politischer Geschichte entscheiden und landet schließlich bei Michael Balhaus' Bildern, der die NY-Kulissen in Italien wirklich sehr schön fotografiert hat. (Video & DVD mit 90 Min. Extras)

ENDSPIEL

About Schmidt - Jack Nicholson als Pensionär und Witwer findet heraus, dass sein Leben vollkommen sinnlos und er selbst für seine verstorbene Frau eine schwere Enttäuschung war. Dass derlei Fischen im Trüben nicht zur Tränennummer wird, liegt vor allem an dem ausgefuchsten Drehbuch von Regisseur Payne, der seiner Hauptfigur alle Wehleidigkeit verbietet und dafür ein paar großartig komische Szenen geschrieben hat, die der Tragöde und Komiker Nicholson lustvoll und anrührend ausspielt. (Video & DVD)

THRILLER

Stiefel die den Tod bedeuten - herrlich trashiger Titel eines frühen englischen Richard Fleischer-Werks (see no evil) aus der Schublade Handicap-Thriller (1971). Mia Farrow ist blind, ein Fiesling bringt um sie herum alle um, und an der spannendsten Stelle tappt sie allein und ahnugslos durchs Haus voller Leichen. Für einen Klassiker ist es zu krude, aber allein der Einfall, vom Killer bis kurz vor Schluss wirklich nur die Stiefel zu zeigen - das hat was. DVD)

TEENS

Happy Campers - in einem Ferienlager übernehmen die Helfer das Regime und testen ihre Lebensrollen aus. Der Coole, die Schlampe, das Husch-Girl ... auch die Kids bedienen jedes Klischee. Es gibt magenunfreundliche Witze, wie sie gerade modern sind, es gibt unverzeihliche Albernheiten, aber es gibt Momente, die auch würdigen kann, wer selber nie in sowas einsaß. Es ist wie bei Dirty Dancing dunnemals - wir sind alle zu alt für so einen Scheiss, leider. (Video)

KATASTROPHEN

The Core - warum Jon Amiel jetzt lausige Endzeit-Filme dreht, wäre die eine Frage, die man an dieses "Hilfe, der Erdkern dreht sich nicht und die bösen Militärs sind schuld!"-Trashmovie stellen möchte. Die zweite: wie zum Teufel macht Stanley Tucci immer wieder aus dummen Nebenrollen die eigentliche Attraktion der Veranstaltung? Die DVD enthält Zusatzszenen, ein Making of und einen Regiekommentar. Und der Dolby 5.1-Sound ist einfach geil. (DVD)