BREAKFAST OF CHAMPIONS


Der irre Autohändler

Alan Rudolphs rätselhatfe Vonnegut-Verfilmung

Kann der Wahn Sinn machen? Zugegeben, für Dwayne Hoover (Bruce Willis) sind Wahnvorstellungen die optimalste Möglichkeit der Realität zu entfliehen. Die kommt Dwayne schon längst wie ein Albtraum vor, aus dem es mehr oder weniger kein Entrinnen gibt. Dabei hat Dwayne eigentlich alles, was das Herz begehrt. Er ist erfolgreich in seinem Beruf. Er hat das größte Autohaus in Midland City. Überall in der Stadt laufen seine Werbespots im Fernsehen, in denen er sich auf amerikanische Art zum Affen macht, um immer mehr Geld zu scheffeln. Hoover ist ein angesehener Bürger seiner Stadt.
Hoovers Frau Celia (Barbara Hershey) ist süchtig nach Tabletten und Fernsehshows, hängt also jeden Tag ziemlich apathisch vor'm TV rum und kann somit nicht viel zu Dwaynes seelischer Stabilität beitragen. Trotzdem verläßt er jeden Morgen mit " Auf Wiedersehen Schatz" das Haus, als wäre nichts geschehen. Und kommt dabei an dem Atombunker vorbei in dem sein pubertärer Sohn haust und an seiner Karriere als singender Bar-Bunny feilt. In der Firma trifft Hoover dann seinen besten Freund und Mitarbeiter Harry Le Sabre (Nick Nolte), der insgeheim eine Leidenschaft für feine Damenunterwäsche hegt. Also, alles relativ in Ordnung mit Hoovers Welt. Das ist der Anfang. Der Wahn beginnt, und der Sinn verabschiedet sich endgültig.
"Wenn Du den Film nicht verstanden hast, klingt das nach einer verflucht guten Vonnegut-Verfilmung" sagt der Ultimo-Buchredakteur, als er das Fragezeichen erahnt, das fett über dem Kopf des Schreiberlings schwebt. Was zum Henker hat man da bloß gesehen? Eigentlich sind solche quälenden Fragen ein gutes Zeichen. Schlechte Filme kann man sofort vergessen, Bilder, die bewegen, zwingen einen dazu, sich mit dem Gesehenen zu beschäftigen. So sollte es sein.
Breakfast of Champions ist ein Alan Rudolph-Hirnfick. Der übliche Schutzmechanismus von Filmkritikschreibern für diese spezielle Art von Filmen (aufstehen und das Kino gaaanz ruuuhig verlassen), funktioniert hier nicht. Dafür sind die Schauspieler zu gut. Bis in die kleinste Nebenrolle ausnamslos hervorragend besetzt. Als erstes zu nennen wären da Bruce Willis und Nick Nolte. Willis schüttelt endlich mal wieder sein Diehardactionheldmambojambo- Getue ab und zeigt, was für ein exzellenter Schauspieler er sein kann. Nolte mutiert mit einer Performance in roten Seidenstrümpfen (Halterlos) endgültig zum Lieblingsschauspieler Number One. Aber auch Barbara Hershey, die Ehefrau in Gummistiefeln, und vor allem Albert Finney als völlig neben der Spur laufender SF-Autor, sind die Reise hundertprozentig Wert.
Was soll man mit einem Film anfangen, dessen Handlung einen ziemlich ratlos zurückläßt? Ist Breakfast for Champions eine derart dunkle Satire auf das Leben, daß wir es erst gar nicht wagen zu verstehen? Vielleicht weil sich in dieser Geschichte nach und nach eine erschütternde Wahrheit offenbart? Findet die Handlung dieses Films auf irgendeiner Meta-Ebene statt, von der wir noch nix wissen? Oder ist dies alles nur ein Fucking Big Joke? Möglich. Aber haben wir gelacht? Nein. Wir werden wohl noch ein zweites Mal hinschauen müssen. Vielleicht verstehen wir ihn dann, den Spaß des Alan Rudolph.

Mirko Puzic