»THE 13TH FLOOR«

Schöne neue Endrealität

Schon wieder eine simulierte Wirklichkeit

Es nagt der Zweifel: Realität oder nur Abbild einer Wirklichkeit, echtes oder geträumtes Leben? Das ausklingende Jahrhundert beschert Akademikern wie Verschwörungstheoretikern einen willkommenen Anlass, noch einmal ordentlich auf den Nägeln zu kauen. Die Geschichte beginnt in einer nostalgischen Kulisse, von der wir später lernen, dass sie das Jahr 1937 darstellen soll. Armin Mueller-Stahl flaniert als Hannon Fuller durch warme Farben, bis er schockartig in den kühlen 90ern erwacht. Der Softwarehersteller hat etwas herausgefunden, das er dringend seinem engsten Mitarbeiter Douglas Hall (Craig Bierko) erzählen muss. Dazu kommt es nicht. Am nächsten Morgen findet die Polizei Fuller ermordet auf.
Hall steht bald selbst unter Mordverdacht. Er hat kein stichfestes Alibi und leidet unter Amnesien. Völlig überraschend taucht plötzlich eine Tochter des Verstorbenen auf. Jane (Gretchen Mol) verkündet, die Firma schliessen zu wollen. Hall versteht die Welt nicht mehr. Sechs Jahre haben Fuller und Experten an einem ausgeklügelten Simulationsprogramm geforscht, das einfach dem Orkus der Geschichte übereignet werden soll. Hall beschliesst, selbst in das Programm einzusteigen und den Schlüssel für das Verbrechen zu finden.
Josef Rusnak inszeniert die Ermittlung im Stil eines Andrew Niccol ( Gattaca ) oder David Cronenberg. Die Schauspieler haben viel zu fragen, zu überlegen und wenig physisch zu bewältigen. In dieser Benutzeroberfläche setzen sich die Menschen nicht über die Naturgesetze hinweg, sondern sitzen, ganz der Gravitätskraft ergeben, auf Stühlen und reden erst einmal, bevor sie schiessen. Die Figuren staunen über die Bilderwut um sie herum, die seltsame Welt, in die sie jeweils neu hereintreten. Auch die Kamera von Wedigo von Schultzendorff schwelgt gern in den Szenerien, bindet dabei aber stets in das Geschehen ein.
Von der Geschichte kann man das leider nicht behaupten. Gegen Ende zerfasert die Handlung leicht, weil der Zuschauer weiss, was passiert. So bleibt ein nagender Zweifel, ob The 13th Floor intellektuell oder scheinheilig ist. Die filmische Endrealität geriert sich einfach zu schön.

Ulf Lippitz