22 BULLETS

Alte Freunde

Ein blutiger Rachefeldzug: Jean Reno räumt noch mal richtig auf

Charly Mattei lenkt seinen Wagen in aller Ruhe in die Tiefgarage, zum Klang klassischer Opern aus dem CD-Player. Er ist entspannt und zufrieden. Als er aus dem Auto steigt, erleben er und wir einen der heftigsten Überfälle der Filmgeschichte: Über ein Dutzend maskierter Männer springt aus einem Lieferwagen und eröffnet das Feuer auf Charly.

Dass der ältere Herr dieses Attentat überlebt - 22 Kugeln wird man in der Notaufnahme aus ihm rausholen - ist eine der vielen kleinen Unglaubwürdigkeiten, mit denen Richard Berry seinen äußerst blutigen Thriller vorantreibt. Charly, so steht bald fest, ist ein Ex-Gangster, der von seinen alten Geschäftspartnern gejagt wird. Fast im Alleingang schlägt Charly zurück und räumt mit der Bande auf.

Der Schauspieler Richard Berry (hier spielt er einen der Bösen) hat seine vierte Regiearbeit ganz im Stil der französischen Thrillertradition angelegt: Hier wird geradeaus erzählt, Gauner und Polizei arbeiten notfalls zusammen, wenn es darum geht, einen bestimmten Kodex zu schützen, und ein Mann tut das, was ein Mann eben tun muss; von Lino Ventura bis Alain Delon kennen wir diese Figur. Jean Reno als Charly Mattei hat dieser Rolle nichts hinzuzufügen. Der Einsatz von Gesichtsmuskeln war noch nie Renos Stärke, auch hier beschränkt er sich auf das Ausspielen seiner körperlichen Präsenz.

Das Massaker unter den Gangstern ist erstaunlich blutig geraten. Die Figuren sterben dem Zuschauer unter den Augen weg, bevor er sich für sie interessieren konnte. Am Ende steht der Boßgegner in seiner Edelstahlküche und hält den genreüblichen Schlussvortrag darüber, was wirklich Gut und Böse ist und dass Grauzonen nur irritieren.

Besser kann man dieses unterhaltsame Blutbad nicht zusammenfasssen.

Thomas Friedrich

L'Immortel F 2010 R: Richard Berry B: Eric Assous, Richard Berry K: Thomas Hardmeier D: Jean Reno, Richard Berry, Kad Merad, Jean-Pierre Darroussin