39,90

Blasse Leuchte in der Glitzerwelt

Diese französische Werbe-Satire bleibt vorwiegend brav

Als kreativer Kopf einer Werbeagentur kann Octave Parango (Jean Dujardin) seinen wirren Gedanken freien Lauf lassen, ungeniert Drogen konsumieren und wird dafür auch noch fürstlich entlohnt. Octave führt ein Leben auf der Überholspur. Erst als er von seiner Freundin Sophie (Vahina Giocante) verlassen wird, realisiert Octave, dass sein Dasein nicht viel mehr als eines jener Luftschlösser ist, die er seinen Kunden seit Jahren verkauft.

Die Erkenntnisse, die Kounen in 39,90 vermittelt, sind alles andere als neu. Der intime Blick hinter die Kulissen der Reklame entpuppt sich sogar als relativ belanglos. Dass Werbekonsumenten konsequent in die Irre geführt werden, braucht keinem Zuschauer mehr beigebracht zu werden. 39,90 öffnet somit die Tür zu einer verborgenen Welt, die so verborgen gar nicht mehr ist. Selbst dass sich Octave bereits am Vormittag mit Drogen vollpumpt, um auf kreative Ideen zu kommen, reizt bestenfalls zum Gähnen. Die gängigsten Klischees über die Hinterzimmer der Werbeindustrie sind hier allgegenwärtig und werden hemmungslos ausgewalzt.

Die Geschichte wirkt dennoch authentisch. Immerhin basiert der Film auf dem gleichnamigen Bestseller von Frédéric Beigbeder, der lange Jahre Texter bei einer französischen Werbeagentur war. Aufgrund seiner Buchveröffentlichung musste der "Verräter" seinerzeit seinen Hut nehmen.

Die Kinoverfilmung, die teilweise deutlich von der Vorlage abweicht, dürfte in der Werbeszene hingegen für weniger Aufregung sorgen. Statt durch brisantes Insiderwissen glänzt 39,90 in erster Linie durch wild geschnittene Zwischenszenen, die Octaves Drogenkonsum illustrieren. Kounen knüpft visuell direkt an seinem eigenen Neo-Western Blueberry an und weckt dabei Erinnerungen an Drogentrips wie Fear an Loathing in Las Vegas .

Unterlegt mit ein wenig bissigeren Kommentaren, hätte "39,90" durchaus eine bärenstarke Satire werden können. Stattdessen unterliegt Kounen leider viel zu häufig der Versuchung, seine rauschhaften Bilder mit kleinen Moralpredigten zu verwässern. "Ein Zehntel des internationalen Werbebudgets würde ausreichen, um den Hunger in der Welt zu halbieren", erfährt der Zuschauer unter anderem. Nicht nur dieses holprige Rechenexempel wirkt schwammig und deplatziert.

Oliver Zimmermann

99F. F 2007 R: Jan Kounen B: Nicolas & Bruno, Jan Kounen K: David Ungaro D: Jean Dujardin, Vahina Giocante, Jocelyn Quivrin