42

Homerun

Baseball ist Bürgerrecht und Harrison Ford ist sein Prophet

Rassismus auf dem Rasen ist keine amerikanische oder gar überwundene Spielart der Spießbürgerei, aber Heldenerzählungen über Menschen, die sich gegen die Vorurteile der Mehrheit durchsetzen, sind ein amerikanisches Phänomen. Ebenso wie die Stromlinie, die noch jede Saga aus der Gründerzeit der Gegenwart zur Heiligenlegende machte.

Jackie Robinson, 1948 der erste schwarze Spieler in der National Baseball League, war aber gar kein Heiliger. In seiner Biografie schrieb er später, noch immer könne er nicht die Flagge grüßen, weil er weiter ein Schwarzer in einer weißen Welt sei.

So etwas kommt in dem Film, den nun Brian Helgeland aus der wahren Geschichte machte, nicht vor. Spike Lee und Robert Redford hatten auch schon an der Story gearbeitet, ohne sie rund zu kriegen. Jetzt ist sie zu glatt geworden.Einzig Harrison Ford ragt etwas sperrig aus der formelhaften Comic-Episode vom Aufstieg aus dem Abseits heraus. Als uralter, kauziger Chef der Brooklyn Dodgers mit Moses-Komplex beschließt er eines Tages "Bringt mir einen Neger!" Damals galt noch die Separation mit nach Hautfarben getrennten Bussen und Toiletten und eine eigene Negro League. In einer geradezu alttestamentarischen Rede sieht der Prophet in Brooklyn, dass der Mensch bald nur noch eine Hautfarbe haben werde: dollargrün. Aber dass es auch Kämpfe kosten werde, den ersten schwarzen Spieler auf dem nationalen Rasen zu etablieren. Und abertausende von schwarzen Zuschauern damit anzulocken.

Erscheint Ford anfangs noch eher als strategisches Schlitzohr, das für den eigenen Vorteil sogar Vorurteile opfert, so wächst er später zum taktischen Prediger, der etwa von dem jungen, gerade eingestellten Heißsporn Jackie Robinson verlangt: "Ich will einen Mann, der den Mut hat, sich nicht zu wehren."

Denn Jackie hat eine harte Zeit vor sich. Er wird ausgebuht, geschnitten, beschimpft, einmal sogar von einem Polizisten vom Platz gejagt. Mannschaftskameraden wenden sich gegen ihn, einmal scheint sogar der Klan einen Überfall zu planen. Aber es finden sich auch immer aufrechte Traditionalisten, die zwar keine Schwarzen mögen, aber gute Baseballspieler. Hach, Leistung setzt sich durch, wer schneller läuft und mehr Einsatz zeigt als die Konkurrenz, der kriegt zwar noch nicht die vollen Bürgerrechte, aber doch einen ehrlichen Händedruck.

In Erinnerung an Jackie Robinson wird seine Rückennummer 42 seit dem nicht mehr vergeben, bis auf einen Tag im Jahr, an dem alle Spieler der Major League mit der 42 auflaufen. Das ist ein besseres Erinnerungsvehikel als dieser Film.

Wing

USA 2013. R-B: Brian Helgeland K: Don Burgess D: Harrison Ford, Chadwick Boseman, Nicole Behari, Christopher Meloni, Alan Tudyk