9TO5 - DAYS IN PORN

Süchtig nach Sex

Ein Film über die harte Arbeit im Hardcore-Business

13.000 Filme im Jahr werden hier produziert, mit einem Gesamtumsatz von 12,7 Milliarden Dollar. Die Rede ist nicht von Hollywood, sondern vom kalifornischen San Fernando Valley - dem Epizentrum der amerikanischen Pornoindustrie. In seinem Dokumentarfilm 9to5 - Days in Porn hat sich Jens Hoffmann umgeschaut im tiefen Tal der sexuellen Fantasien, er spricht mit Produzenten, Agenten und natürlich den Menschen, die sich vor der Kamera abmühen, um das zahlungswillige Publikum in Erregung zu versetzen.

Viele versuchen, ihre Arbeit als stinknormalen Job anzusehen und streben auch im Privatleben mit Haus, Hund und einer festen Partnerschaft nach Stabilität. Wer als Pornodarsteller nicht weiß, was er will, hat in der Branche eine kurze Halbwertszeit. Dr. Sharon Mitchell, die selbst viele Jahre nackt vor der Kamera stand und heute als Ärztin und Beraterin im Gewerbe tätig ist, unterscheidet drei Kategorien von Pornodarstellerinnen: die einen machen es wegen des schnellen Geldes, die anderen giert es nach Ruhm, und manche sind einfach nur süchtig nach Sex. Die Ruhmsüchtigen sind für Mitchell am meisten gefährdet, sich selbst in der harten Branche zu verlieren.

Dass Sex hier körperliche Schwerstarbeit ist, zeigt der Film deutlich, wenn die Kamera bei den Dreharbeiten hinter den Kulissen Position bezieht und das Geschehen aus weniger vorteilhaften Blickwinkeln betrachtet. Hoffmanns Dokumentation dreht sich nicht verschämt weg, wenn es am Set zur Sache geht, und trotzdem baut er immer wieder durch die Wahl des Bildausschnittes und der Sichtachsen Brechungen in den voyeuristischen Blick ein. Eine gelungene Gratwanderung - zumindest visuell.

Auch inhaltlich versucht der Film sich seinem Sujet aus möglichst vielen Perspektiven zu nähern. Pornostars wie Belladonna, Mia Rose, Roxy Deville und die selbstbewusste Newcomerin Sasha Grey legen ihre Sichtweisen auf die Branche und das eigene Leben dar, aber wirklich in die Tiefe gehen die Gespräche nur selten. Zu sehr ist Hoffmann mit der eigenen vorurteilsfreien Herangehensweise beschäftigt, als dass er in die Seelen der Menschen hineinschauen könnte, die ihre Körper tagtäglich derart radikal zur Schau stellen.

Martin Schwickert

D 2008 R&B&K: Jens Hoffmann mit Belladonna, Mia Rose, sasha Grey