ABGEFAHREN


Kfz-Dominas

Jetzt dürfen auch die Mädels am Auspuff schnuppern

Nach Autobahnraser kommt mit Jakob Schäuffelens Abgefahren die zweite deutsche Reinkarnation von The Fast and the Furious auf die Leinwand. Auch hier geht es um die ach so aufregende Szene der illegalen Autorennen. Allerdings hat Abgefahren die Frauenquote deutlich nach oben gefahren und die Mädels mit ihren tollkühnen Kisten zu den Hauptakteurinnen gemacht.
TV-Sternchen Felicitas Woll (Berlin, Berlin) spielt Mia, die von einer Karriere als Rallye-Fahrerin träumt, einstweilen aber mit dem frisierten VW-Käfer ihrer Mutter Vorlieb nehmen muss. Sie lernt zeitgleich den schmucken Asphaltprinzen Cosmo (Sebastian Ströbel) und die laszive KFZ-Domina Sherin (Nina Tenge) kennen. Durch letztere wird Mia in eine Mädchengang eingeführt, die ihre Begeisterung für Schaltknüppel und Gaspedal teilt. Dekorativ beugen sich die Frauen in ihren frischgewaschenen Overalls über die Motorhaube oder räkeln sich in der Mittagspause auf zerbeulten Autowracks.
Ein Hauptanliegen von Abgefahren scheint es zu sein, den männlichen Automobil-Fetischismus auch in die Frauenwelt zu importieren. Äußerst vorhersehbar hüpft die Handlung von einem Rennen zum nächsten. Wer am Anfang die Autokarte Paris-Dakar im Schlafzimmer der Hauptfigur bemerkt hat, kann sich schon zurechtdenken, wo und wie der Film enden wird. Dazwischen werden ein paar Eifersuchtsszenen zwischen Sherin und Cosmo ausgetragen, die beide ein Auge auf Mia geworfen haben. Ungeheuer pikant kommt der Film sich vor, weil er diesen Lesben-Turbo in den Plot hineinmontiert hat. Aber dass Mia schlussendlich auf den Pfad der heterosexuellen Tugend zurückgeführt wird und sich hinter Cosmos harten Machogehabe ein sensibler Kern verbirgt, wird erfahrene Vorabendserien-Konsumenten kaum überraschen.

Martin Schwickert
D 2004 R: Jakob Schäuffelen B: Axel Melzener, Frank Weiss, Jörn Precht K: Sonja Rom D: Felicitas Woll, Sebastian Ströbel, Rebecca Mosselman