ABOUT A BOY ODER DER TAG DER TOTEN ENTE

Für immer Jungens

Hugh Grant als netter Idiot

Die Ente ist ein bisschen sowas wie der Rest vom Apfelkuchen für späte Jünglinge und Vor-Pubertäre. Die Regisseur-Brüder Chris und Paul Weitz jedenfalls bemühen sich, ihren Ruf als Erfinder des Apple Pie -Kinos abzuschütteln und zugleich zu behalten. Es wird wieder peinlich, aber weniger zotig; es wird wieder nach dem Chaos das Idyll etabliert, aber nicht ganz so vorhersehbar kleinbürgerlich. Und es wird eine Ente mit einem Müsli-Brot totgeworfen.
Von Nicholas Hoult, den als 12jährigen Sohn einer alleinerziehenden Hippie-Zicke das ersatzfamilien-idyllische Entenfüttern am Teich nervt. Mit am Ufer steht Hugh Grant, der als 38jähriger Dauer-Single neuerdings am liebsten schnelle Beziehungen mit alleinerziehenden Müttern hat; denn die sind komplex-beladen, dass sie die Affäre scheitern lassen, wenn die ihm langweilig wird - und auch noch gleich die Schuld daran übernehmen.
So erfindet er einmal einen eigenen Sohn - und kauft sich einen Kindersitz als Anbagger-Alibi für seinen Sportwagen. So gerät er an eine emotionslockernde Alleinerzieher-Selbsthilfe-Gruppe - und natürlich dreht sich ihm der Angelhaken ins eigene Fleisch. Und irgendwie gerät er aushilfsweise an den anders isolierten Teenager, der scheinbar seiner Mutter einen Mann besorgen will, damit er sich endlich um eine eigene Freundin kümmern kann.
Zwischen den beiden Jungens springt About A Boy an den gelungendsten Stellen hin und her, parallelisiert ihre Egoismen, Defekte und Wunschträume - und lässt sehr schön das Kind zum Vater des Mannes werden. Und die Mutter einen Suizid-Versuch unternehmen.
Dass das funktioniert, liegt sowohl an der englischen Vorlage von Nick Hornby ( Fever Pitch / High Fidelity ), als auch an den englischen Schauspielern. Hugh Grant ist ein wunderbar oberflächlicher Idiot, Nicholas Hoult ein überzeugend ernsthaftes Würstchen ... und drumherum gruppiert sich ein Ensemble schräger Einzelgänger, die am Ende eine schöne Weihnachtsparty abgeben. Am schönsten aber, auch wenn die Regisseure diesen unamerikanischen Twist nicht ganz richtig hingekriegt haben: Hugh wird nicht der Vater von Nicholas, und dessen Mutter kriegt einen ganz anderen.
Eine schöne Sommerkomödie, die man auch an Adventssonntagen gerne wiedersieht; eine nette Restaurations-Satire, die vorne nicht zu böse ist (Hugh ist kein herzloses Schwein, nur ein bedauernswerter Betrüger), in der Mitte nicht zu geschmacklos (die Ente ist das schlimmste, ein Kinderschänder-Slowburner ist ein geradezu absurdes Kunststück), und am Ende nicht zu süß. Wenn man das mit Inbrunst, geschlossenen Augen und falschen Tönen von den beiden Boys vorgetragene Leid/t-Motiv "Killing me softly with his Song" aushält.

WING

GB/USA/F 2002, R.: Chris & Paul Weitz, B.: Peter Hedges, Chris & Paul Weitz D.: Hugh Grant, Nicholas Hoult, Toni Colette, Rachel Weisz, Sharon Small