AEON FLUX

Dünner als Luft
Eine in Berlin gedrehte »Matrix«-Imitation: Charlize Theron rettet die Zukunft, und das ohne Unterwäsche

Früher hatte ich ein Leben. Jetzt habe ich nur noch einen Auftrag", sagt Charlize Theron zu Beginn, und das mit einem Pathos, dass man ihr den Oscar für Monster wieder abnehmen möchte. Dass diese Phantasie nicht lange anhält, mag daran liegen, dass man Aeon Flux eh nur erträgt, wenn man ihn als Komödie behandelt. Nicht etwa, dass dies von den Filmemachern so gedacht gewesen wäre; dafür sind der Grundton zu ernst und das Schielen auf Matrix zu offensichtlich. Für Fans ungewollter Komik und leidenschaftliche Voyeure cineastischer Autounfälle stellt dieser Film eine wahre Fundgrube dar.
Allein der Plot, der eigentlich nur kurz angerissen wird, um dann bis zum Schluss verschiedenen Actionszenen zu weichen, hat schon humoristisches Potential: nachdem eine mysteriöse Krankheit 99% der Weltbevölkerung hinwegraffte, haben sich die Überlebenden in der Stadt Bregna verschanzt, wo sie von den Erben des Wissenschaftlers Goodchild, der einst den Impfstoff für die verbleibenden 1% erfand, regiert werden. Bregna ist eine saubere, funktionierende und sehr nach Berliner Nachkriegsarchitektur aussehendes Utopia. Aber die schöne neue Welt hat ihre dunklen Seiten: Menschen verschwinden, Freiheit wird unterdrückt und der allgemeine Modegeschmack hat gelitten. Grund genug für eine Gruppe von Freiheitskämpfern, unter ihnen Heldin Aeon, sich in enge Spandex-Anzüge zu schmeißen und das böse Regime zu bekämpfen. Das geschieht hauptsächlich durch olympiareife Gymnastikübungen, die Frau Theron zwar reizvoll (und scheinbar ohne Unterwäsche) zu absolvieren versteht, aber selbst das verliert nach ungefähr 5 Minuten seinen Reiz. Auch der nicht ungeschickte Einsatz von Gebäuden in und um Berlin, dem Drehort des Films, liefert nicht mehr als 30 Minuten heiteres Museums- und Kongresszentrums-Raten. Und spätestens bei der zweiten Luftaufnahme von Bregna ist man zu genervt, um sich weiter über die schlechten Spezialeffekte aufzuregen. Was bleibt ist das Lachen über die vielen Missgriffe, Pannen und Dialoge, aus denen Aeon Flux notdürftig zusammengebastelt wurde. Man sollte nur nicht daran denken, dass man dafür Eintritt bezahlt hat. Das dämpft dann doch den Lachdrang.

Karsten Kastelan
USA 2005 R: Karyn Kusama. B: Phil Hay, Matt Manfredi. K: Stuart Dryburgh. D: Charlize Theron, Marton Csokas, Sophie Okonedo, Frances McDormand, Pete Poslethwaite