A HARD DAYS NIGHT

Yeah Yeah Yeah

Der erste "Beatles"-Film kommt wieder

Als es noch kein MTV gab, musste man sich die Bilder zur Musik ausdenken. Die Beatles waren schon 1964 ihrer Zeit voraus und setzten mit dem Film zur LP A Hard Days Night neue Maßstäbe in der Musikfilmgeschichte. Der erste von insgesamt fünf Beatles-Filmen kommt nun in restaurierter Fassung mit sauberem Digital-Soundtrack wieder auf die Leinwand.
1964 waren die Beatles am Anfang ihres Weltruhmes, und die Roaring Sixties steckten in den Kinderschuhen. Die Rebellion war noch nicht in Sicht, aber ein Film wie A Hard Days Night gab schon einen Vorgeschmack auf das Lebensgefühl der späten 60er Jahre. Paul, George, John und Ringo traten zwar damals ganz ordentlich mit Anzug und Krawatte auf, aber die Pilzkopffrisur wirkte seinerzeit schon recht provokativ. Fast uniform sehen die Vier von weitem aus und entpuppen sich doch als unverwechselbare Originale. Hinter John Lennons Nickelbrille blitzt der schlagfertige Intellekt, während dem vernunftbetonten Paul McCartney noch der Babyspeck aus dem Hemdkragen quillt. George Harrison hält sich schüchtern im Bildhintergrund, und Ringo Starr ist der ewig melancholische Clown der Truppe. Mit schlaksig, jungenhaftem Charme turnen die Vier durch den Film, der keinem festen Handlungsschema folgt, sondern im Stil einer fingierten Dokumentation aus dem ganz normalen Wahnsinnsleben der begehrten Pop-Stars berichtet: kreischende Fans, nervende Journalisten, despotische TV-Produzenten. Der Manager hat längst ein Magengeschwür, denn die Jungs sind schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe. Alle Versuche, sie in das normative Regelwerk der besseren Gesellschaft einzuweisen, sind zum Scheitern verurteilt. Immer wieder brechen die Pilzkopfbubis aus dem Fernsehstudio aus, um z.B. zu den Klängen von Can't Buy Me Love in beschleunigten Bildfolgen über den Sportplatz zu toben.
Mit beweglicher Handkamera und dynamischen Schnittrhythmus ist Regisseur Richard Lester stilistisch seiner Zeit weit voraus gewesen. Die Dialoge pendeln in genialer Nonchalance irgendwo zwischen Marx Brothers und Samuel Beckett. Der diskrete Charme der Anarchie weht durch diesen Film. Nach 37 Jahren hat A Hard Days Night nichts von seiner Frische verloren.

Martin Schwickert

GB 1964 R: Richard Lester B: Alun Owen K: Gilbert Taylor D: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Ringo Starr