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Elend mit Kampfhund

Ein deutscher Film über die Schlafstadt-Tristesse

Deutschen Sozialdramen fehlt in den meisten Fällen der Wille zur konsequenten Auslotung der bearbeiteten Grundsituation oder sie schaffen den Balanceakt zwischen Hoffnung und Desillusionierung nicht, wie es zum Beispiel die britische Schule so wunderbar beherrscht.
Ganz konsequent führt Esther Gronenborn die Tristesse von Sabines neuem Zuhause ein. Sie ist auf dem Weg zum getrennt lebenden Vater, der irgendwo in einer Plattenbausiedlung wohnt. Sabine soll zu ihm ziehen, da offensichtlich die Chemie zwischen ihr und dem neuen Partner der Mutter nicht stimmt. Die Hölle ist bunt im Vergleich zu den Bildern, die Kameramann Jan Fehse für die gebaute Ödnis des Alltages findet. Sabine lernt gleich am Bahnhof Eddie kennen, der am liebsten mit seinen Freunden im Jugendclub rumhängt, Bier trinkt oder was man sonst am Ende der Welt machen kann. Sie werden in die selbe Klasse der Schule gehen und sich auch ansonsten anfreunden.
Aber die Probleme warten nur darauf, aus jeder Ecke gekrochen zu kommen. In einem Handgemenge mit einem Fremden, an dem auch zwei seiner Freunde beteiligt sind, wird Eddie zum Mörder. Als Sabine kurz danach am Tatort auftaucht, läuft ihr der polizeibekannte Micha in die Arme, der keine Lust hat, erneut in den Knast zu wandern und fortan Sabine unter Druck setzt.
Es ist beeindruckend, dass Alaska.de weitgehend der Versuchung widersteht, in die Sozialidylle abzugleiten, wie es zum Beispiel dem gescheiterten Fette Welt erging. Dafür macht der Film aber stark den Eindruck einer Medienkolportage, in die alles eingeflossen ist, was an Klischees und Wahrheiten über solche Schlafstätte berichtet wird, Kampfhund inklusive.

Stefan Dabrock

BRD 2000. R & B: Esther Gronenborn. K: Jan Fehse. D: Jana Pallaske, Frank Droese, Toni Blume.